Lorient

[714] Lorient (spr. lorĭāng), Arrondissementshauptstadt im franz. Depart. Morbihan, am rechten Ufer des Scorff, nahe der Mündung desselben in den Blavet, mit dem er die buchtartige Reede von L. bildet, an der Orléansbahn, Kriegshafen erster Klasse und Festung, ist eine regelmäßig angelegte moderne Stadt mit (1901) 44,193 Einw. L. hat einen sichern, von schönen Kais eingeschlossenen Hafen, der in den Kriegshafen (die Mündung des Scorff) und den Handelshafen zerfällt, und ein großes Arsenal für den Bau von Kriegsschiffen (das bedeutendste in Frankreich) an beiden Ufern des Scorff (mit fliegender Brücke), das 9 Werften für die Konstruktion großer und 2 für den Bau kleinerer Schiffe, zusammen mit einer Fläche von 15,7 Hektar, ferner verschiedenartige Werkstätten, eine Maschinenbauanstalt, Kesselschmiede, Seilerei, Dampfsäge und große Magazine umfaßt und insgesamt mehr als 4200 Arbeiter beschäftigt. Außerdem hat L. Etablissements für Maschinenbau, Eisengießerei, Fabrikation von Leder, Konserven, chemischen Produkten etc. Von Bedeutung ist auch der Fischfang, namentlich auf Sardinen, und die Austernzucht. Im Hafen sind 1901: 976 Schiffe von 93,733 Ton. ein- und 945 Schiffe von 90,585 T. ausgelaufen. Der Warenverkehr belief sich auf 69,745 T. Hauptartikel sind in der Ausfuhr Fische, Holz, Getreide und Mehl; in der Einfuhr Kohlen, Schiffbaumaterial, Branntwein, Wein, Eisen und Stahl, Salz etc. L. ist Sitz eines Handels- und Seegerichts, eines Marinepräfekten und zahlreicher Konsulate fremder Staaten, hat ein Lyzeum, eine Schiffahrts- und eine Marineartillerieschule, ein Observatorium, eine Bibliothek (11,000 Bände), ein Museum, eine Filiale der Bank von Frankreich, eine Ackerbau- und Handelskammer. L. ist Geburtsort von Brizeux und V. Massé, denen hier Denkmäler errichtet wurden, ferner von Najak und J. Simon. Südlich von der Stadt liegt in der Reede von L. die befestigte Insel St.-Michel, nahe dem Ausgang der Reede Port-Louis (s. d.). L. verdankt seinen Ursprung der Ostindischen Handelskompanie, die hier 1664 ein »L'Orient« benanntes Etablissement errichtete, das sich bald zu einer Stadt ausdehnte, 1738 schon 14,000 Einw. zählte und 1744 befestigt wurde. Die Eroberungen der Engländer in Indien ruinierten die Gesellschaft, deren gesamtes Material dann vom Staat übernommen und allmählich zu einem Kriegshafen ungeschaffen wurde. Am 23. Juni 1795 erfochten hier die französischen Emigranten unter dem englischen Kommodore Warren einen Seesieg über die Brester Flotte unter Villaret-Joyeuse.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 714.
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