Münzer [2]

[268] Münzer, Thomas, Sch wärmer im Reformationszeitalter, geb. vor 1499 in Stolberg am Harz, gest. 30. Mai 1525 in Mühlhausen, studierte Theologie und ward 1519 Kaplan des Nonnenklosters in Beutitz vor Weißenfels. 1520 als evangelischer Prediger nach Zwickau berufen, trat er mit einer schwärmerischen Bruderschaft, deren Haupt der Tuchmacher Niklas Storch war, in Verbindung und ward daher 1521 seiner Stelle entsetzt. Er wandte sich hierauf zuerst nach Prag, sodann nach Nordhausen, bis er 1523 als Prediger zu Allstedt in Thüringen angestellt ward. Hier trat er als fanatischer Gegner alles Kirchentums auf und forderte mit Berufung auf sein[268] »inneres Licht« eine Radikalreform im Kirchlichen wie im Politischen. 1524 genötigt, Allstedt zu verlassen, ging er nach Mühlhausen, von wo er seine »Hochverursachte Schutzrede und Antwort wider das geistlose, sanftlebende Fleisch zu Wittenberg« veröffentlichte. Nachdem er einige Zeit in Nürnberg, Basel, im Hegau etc. zugebracht, kehrte M. im Dezember 1524 nach Mühlhausen zurück und ward 1525 von den Wiedertäufern zum Pfarrer daselbst berufen. Er gewann sofort die Volksmenge, ernannte sich zum Vorsitzenden des aus seinen Anhängern neuerwählten Rates und drang auf Gütergemeinschaft, Beseitigung der Kindertaufe etc. Umsonst eiferte Luther gegen den »Mordpropheten« und seine Sendboten; bald stand alles Land rings um Mühlhausen in hellen Flammen des Aufruhrs. Als der Landgraf Philipp von Hessen kriegsgerüstet den Bauern entgegentrat, eilte M. nach Frankenhausen, ward aber hier 15. Mai 1525 völlig geschlagen. Auf der Flucht ergriffen, wurde er gefoltert und zu Mühlhausen nebst 25 andern Aufrührern 30. Mai enthauptet. Sein Leben beschrieben unter andern: Melanchthon (»Die Historie von Thome Müntzer des anfengers der döringischen Uffrur«, 1525), Strobel (Nürnb. 1795), in neuerer Zeit SeidemannThomas M., eine Biographie«, Leipz. 1842) und A. Stein (H. Nietschmann, Halle 1900). Vgl. O. Merx, Th. M. und Heinrich Pfeifer (Götting. 1889).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 268-269.
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