[255] Manŭel, Nikolaus, genannt Deutsch, Maler u. Dichter, geb. 1484 in Bern, gest. daselbst 30. April 1530, wurde 1512 Mitglied des Großen Rates, trat 1522 in französische Dienste und wohnte dem Sturm auf Novara und der Schlacht bei Pavia bei. Nach seiner Rückkehr (1523) wurde er Vogt von Erlach, 1528 Mitglied des Kleinen Rates von Bern und 1529 Venner (d. h. Bannerführer und Vorsteher eines Stadtviertels daselbst), in welchen Stellungen er die Reformation eifrig fördern half. Auch durch Dichtungen und polemische Schriften in Prosa wirkte er für diese, insbes. durch seine volkstümlich kräftigen und witzigen Fastnachtsspiele: »Vom Papst und seiner Priesterschaft« und »Von Papsts und Christi Gegensatz«, die 1523 in Bern ausgeführt wurden, sowie durch die polemischen Dialoge »Barbali« und »Von der Krankheit der Messe«, die alle auch durch den Druck weit verbreitet wurden, während das gleichfalls scharf satirische Stück »Der Ablaßkrämer« nur handschriftlich auf uns gekommen ist. Die erste vollständige, grundlegende Ausgabe von Manuels Dichtungen hat Bächtold veranstaltet (Frauenfeld 1878). Im Museum zu Basel sieht man von ihm Zeichnungen von 1511 und Ölbildnisse von 1517. Das berühmteste seiner Werke jedoch ist der Totentanz, den er in Fresko von 151521 auf die (jetzt abgebrochene) Umfassungsmauer des Dominikanerklosters in Bern malte (nachgebildet in »Niklaus Manuels Totentanz«, Bern 182931,24 Lithographien). Manuels Kunstweise erinnert stark an die von Urs Graf (s. d. 1); er hatte eine überströmende Phantasie, führte auch fleißig aus; höheres Schönheitsgefühl mangelte ihm jedoch. Eine Zeichnung nach M. s. auf Tafel »Landsknechte«, Fig. 6. Vgl. Grüneisen, Nikolaus M., Leben und Werke (Stuttg. 1837); Schaffroth, Der Reformator N. M. (Basel 1885); Händcke, N. M. Deutsch als Künstler (Frauens. 1889). Sein Sohn Hans Rudolf, geb. 1525 in Erlach, seit 1562 Ammann in Morsen, gest. 1571, war gleichfalls Maler u. Dichter.