Metallfärbung

[676] Metallfärbung (Metallochromie), die Kunst, Metallen an der Oberfläche eine beliebige Färbung zu erteilen. Wenn man Stahl an der Luft erhitzt, so entstehen der erreichten Temperatur entsprechende Anlauffarben (s. Anlaufen), die auf der Bildung einer sehr zarten Schicht von Eisenoxyduloxyd beruhen. Stärkere Schichten von braunem Eisenoxyd erzeugt man beim Brunieren des Eisens und Stahls (s. Brunieren). Auf Kupfer erzeugt man einen schönen braunen Überzug von Kupferoxydul (braune Bronze) durch Behandeln mit Eisenoxyd und auf Silber einen grauen von Schwefelsilber (oxydiertes, galvanisiertes Silber) durch Einlegen der polierten Silberwaren in eine stark verdünnte, mit etwas Ammoniak vermischte Lösung von Schwefelleber oder in stark verdünntes Schwefelammonium, Spülen, Trocknen und vorsichtiges Schleifen. Sehr mannigfache Effekte werden durch Bronzieren erzielt. Rohe Eisengüsse bürstet man mit nassen Kratzbürsten aus verschiedenfarbigem Messing- oder Kupferdraht. Taucht man mit Säuren blank gebeiztes Eisen in Kupfervitriollösung, so erhält es einen dünnen Kupferüberzug, den man auch, wie verschiedenfarbige Messingüberzüge, auf galvanischem Weg erzeugen kann. Gußeisen soll täuschend ähnlich das Ansehen von Bronze erhalten, wenn man es, sorgfältig gereinigt, mit einem sehr zarten Überzug von Pflanzenöl versieht und dann in einem Ofen so stark erhitzt, daß nicht gefettetes Gußeisen blau anläuft. Zinn und Zinnlegierungen überpinselt man leicht mit einer Lösung von 1 Teil Kupfervitriol und 1 Teil Eisenvitriol in 20 Teilen Wasser, sodann nach dem Trocknen mit einer Lösung von 1 Teil Grünspan in 4 Teilen Essig und macht sie nach abermaligem Trocknen durch Bearbeiten mit einer weichen Bürste, anfangs unter Zuhilfenahme von Blutsteinpulver, und Anhauchen glänzend. Zuletzt überzieht man sie leicht mit Goldfirnis. Neuen Bronzegußwaren gibt man einen matten bräunlichen Ton durch anhaltendes Bürsten mit einer Lösung von 4 Teilen Salmiak und 1 Teil Sauerkleesalz in 210 Teilen Essig. Man bürstet, bis die bearbeitete Stelle trocken ist, und wiederholt das Verfahren einigemal in einem recht warmen Zimmer. Stellt man Bronzen in ein Zimmer, in dem sich aus schwacher, in Schalen gegossener Schwefelleberlösung Schwefelwasserstoff entwickelt, so bildet sich auf der Bronze eine zarte braune Schicht aus Schwefelkupfer. Zum Bronzieren von Medaillen kocht man 2 Teile Grünspan und 1 Teil Salmiak mit Essig, bis sich kein Schaum mehr bildet, verdünnt mit Wasser, bis die Lösung nur noch schwach metallisch schmeckt, gießt sie vom Bodensatz ab und schüttet sie siedend auf die Medaillen, die auf hölzernem Rost in einer Schale so gelagert sind, daß die Flüssigkeit sie überall bespült. Man kocht sogleich weiter und achtet genau auf das Eintreten des gewünschten Farbentons. Dann bringt man die Medaillen schnell in viel Wasser, spült sie sorgfältig ab, trocknet sie gut und bürstet sie mit einer weichen Bürste. Einen braunen, sanft glänzenden Überzug von Kupferoxydul, der sich besser hält und schöner aussieht als das rote Kupfer, erhält man durch Überziehen des ganz reinen, polierten Metalls mit einem Brei aus Kolkothar und Wasser, Trocknen, Rotglühen und Abwischen, oder man überstreicht das Kupfer mit einem Brei aus 1 Teil seinen Hornraspel spänen, 4 Teilen Grünspan, 4 Teilen Kolkothar und etwas Essig, erhitzt über direktem Feuer bis zur Schwärzung, wäscht ab und trocknet. Beim Kochen in konzentrierter Lösung von chlorsaurem Kali mit salpetersaurem Ammoniak wird Kupfer angenehm gelblichbraun und kann dann leicht nach dem Spülen und Trocknen durch Erhitzen dunkler gemacht werden. Schwarz färbt man Messing durch wiederholtes Bestreichen des geschliffenen und sorgfältig gereinigten Metalls mit einer handwarmen Lösung von salpetersaurem Kupfer und Erhitzen über Kohlenfeuer. Zur Erhöhung des Tones wird das Messing schließlich mit Baumöl abgerieben. Mattiert und grünlichgrau wird Messing durch wiederholtes Bestreichen mit sehr verdünnter Kupferchloridlösung. Prachtvoll violett färbt man es durch gleichförmiges Erhitzen auf eine Temperatur, bei der man es eben noch handhaben kann, und einmaliges gleichförmiges Bestreichen mit Liquor stibii chlorati. Schöne Färbungen erhält man mit einer Lösung von 50 g unterschwefligsaurem Natron in 0,5 Lit. Wasser, die mit einer Lösung von 15 g Bleizucker in 250 ccm Wasser vermischt wurde. Man stellt das Gefäß mit der siedenden Mischung in eine Polsterung von Haaren, um sie recht gleichmäßig warm zu erhalten, und taucht dann die sorgsam gereinigten Metalle ein. Eisen wird stahlblau, Zink bronzefarben; auch Kupfer färbt sich sehr schön, nur nicht goldgelb. Nimmt man zu der Lösung statt des Bleizuckers ein gleiches Gewicht Kupfervitriol, so wird Messing schön rot, dann grün, zuletzt prachtvoll braun mit grünem und rotem Irisschimmer. Dieser Überzug ist sehr haltbar. In der kupferhaltigen Lösung, der man noch ein Drittel des Bleizuckers zusetzt, wird Zink schön schwarz, und der Ton wird durch einen dünnen Wachsüberzug sehr gehoben. In einer kochenden Lösung von 1 Teil Brechweinstein und 1 Teil Weinstein in 30 Teilen Wasser und 3–4 Teilen Salzsäure überzieht sich Messing mit prachtvollen, dauerhaften Lüsterfarben; zuerst erscheint Goldfarbe, dann Kupferrot, herrliches Violett, zuletzt Blaugrau. Zinkguß färbt man schwarzbraun durch Bestreichen mit Kupfervitriollösung; die hervorragenden Stellen nehmen beim Reiben mit wollenen Lappen Kupferglanz an. Schwarz färbt man Zink, indem man 100 g Antimonchlorid in 1 kg Weingeist löst, 50 g Salzsäure zusetzt, das Zink damit bestreicht, schnell trocknet, abermals bestreicht, an einem warmen Ort möglichst schnell trocknet und mit Leinölfirnis abreibt. Über das Patinieren, die Erzeugung grüner Patina (Kupferkarbonat) auf Kupfer und Bronze, s. Patina. Einen besondern Zweig der M. bildet die galvanische Färbung, Galvanochromie, die mit Hilfe des galvanischen Stromes verschiedenartige Färbungen erzielt. Man füllt zur Erzeugung irisieren der Überzüge auf vergoldetem Kupfer, Messing etc. einen Zylinder aus nicht glasiertem, porösem Porzellan mit verdünnter Lösung von Bleiglätte in Kalilauge, bringt den vergoldeten Gegenstand hinein und setzt den Zylinder[676] in ein Glas, das sehr verdünnte Salpetersäure enthält. In letztere taucht man ein Platinblech, das mit dem negativen Pol einer schwachen galvanischen Batterie von konstanter Wirkung verbunden ist. Nähert man nun den platinenen Schließungsdraht des positiven Poles dem in der bleihaltigen Lösung befindlichen Gegenstand, ohne denselben zu berühren, so erscheinen die Farben und wechseln sehr schnell, indem sich eine äußerst dünne, aber fest haftende Schicht von Bleisuperoxyd auf den Gegenstand niederschlägt. Schönere und haltbarere Farben liefert eine Lösung von schwefelsaurem Eisenoxydulammoniak unter Anwendung einer kleinen Batterie. Übergießt man eine polierte oder mit verdünnter Säure abgebeizte Stahl-, Silber-, Goldplatte in einer Porzellanschale mit einer Lösung von Grünspan in Essig und berührt die Platte mit einem Zinkstäbchen, so bilden sich um die berührte Stelle konzentrische Ringe, die allmählich größer werden, je länger das Zink die Platte berührt. Trocknet man die Platte mit weicher Leinwand und erhitzt sie über einer Weingeistflamme, so erscheint eine Grundfarbe, auf der die berührten Stellen wie Pfauenaugen prangen (Nobilis elektrochemische Figuren). Hier schließt sich das Vergolden, Versilbern, Verkupfern, Vernickeln, Verzinnen, Plattieren etc. an, sofern dadurch ebenfalls die Farbe metallener Gegenstände verändert wird. Legierungen lassen sich färben, wenn man der oberflächlichen Schicht durch Behandeln mit Chemikalien den einen Bestandteil entzieht. So wird Scheidemünzmetall weißer, wenn man aus der oberflächlichen Schicht durch ein geeignetes Bad das Kupfer löst, so daß eine silberreiche Schicht zurückbleibt. Ähnlich kann legiertes Gold verschieden gefärbt werden. Vgl. Buchner, Die M. (3. Aufl., Berl. 1904); L. Müller, Die Bronzewarenfabrikation (2. Aufl., Wien 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 676-677.
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