Newcastle upon Tyne

[592] Newcastle upon Tyne (oder on) Tyne (spr. njūkáßl [öp]onn tain), Stadt und Grafschaft im nordöstlichen England, am linken Ufer des Tyne, 12 km oberhalb seiner Mündung in die Nordsee, an und auf einem Hügel, ist mit dem am andern Flußufer liegenden Gateshead durch drei Brücken verbunden: eine steinerne, tief unten im Tal, eine Drehbrücke und die 34,1 m hohe, 419 m lange, von Robert Stephenson (dessen Denkmal beim Bahnhof) erbaute High Level Bridge, die sowohl dem Eisenbahn- als dem Wagenverkehr dient.

Lageplan von Newcastle upon Tyne.
Lageplan von Newcastle upon Tyne.

Der untere Teil der Stadt ist der älteste und Hauptsitz des Verkehrs; er hat enge, schmutzige Straßen, während die obere Stadt stattliche Straßen zieren, wie die mit der Denksäule des Grafen Grey geschmückte Grey Street. Von dem alten Schloß Wilhelms des Roten stehen noch das Burgverlies (keep) und zwei Tore, und auch von den alten Stadtmauern sind noch Reste vorhanden. Im NW. der Stadt liegt ein öffentlicher Park, der Town Moor. Unter den Bauwerken verdienen Beachtung: die prot. Kathedrale St. Nicholas aus dem 14. Jahrh. (1873–76 restauriert), deren 59,3 m hohe Turmspitze von Strebepfeilern getragen wird; die neue katholische Kathedrale mit 69 m hohem Turm; die Universitätsgebäude, die Gildhalle vom Jahr 1658 (jetzt Handelsbörse), das neue Rathaus, die Börse, die Gemäldegalerie und das naturwissenschaftliche Museum, beide im klassischen Stil, das Hauptpostamt, die Stadtbibliothek und das Theater. N. hat (1901) 215,328 Einw.; es verdankt seine Bedeutung den ergiebigen Kohlengruben in seiner Umgegend, und »Kohlen nach Newcastle tragen« ist eine sprichwörtliche Wendung gleich dem griechischen »Eulen nach Athen tragen«. Außerdem aber hat die Stadt bedeutende Industrie und zwar Maschinenwerkstätten, Eisen- und Stahlwerke, Schiffswerften (1903 wurden 77 Schiffe von 118,239 Ton. gebaut), Glashütten, Töpfereien und chemische Fabriken. Weltbekannt sind Sir W. Armstrongs Stahl- und Eisenwerke in der westlichen Vorstadt Elswick. Außerordentlich lebhaft sind Handel und Schiffahrt. Der Wert der Einfuhr vom Ausland belief sich (einschließlich North Shields und South Shields) 1903 auf 10,051,602 Pfd. Sterl., derjenige der Ausfuhr auf 7,616,562 Pfd. Sterl. Zur Ausfuhr kommen namentlich Steinkohlen und Koks (für 4,406,257 Pfd. Sterl.), Kupfer, Eisen, Waffen. Die Einfuhr erstreckt sich besonders auf Butter (für 3,2 Mill. Pfd. Sterl.), Getreide, Eier, Holz, Zucker, Metalle, Petroleum. 1903 liefen in N. (einschließlich North Shields und South Shields) 13,504 Seeschiffe von 8,603,611 T. (darunter 9007 Küstenfahrer von 4,814,985 T.) ein, 13,526 Schiffe von 8,541,020 T. (darunter 7657 Küstenfahrer von 3,308,429 T.) aus. Zum Hafen gehörten 1903: 478 Schiffe von 471,723 T. (fast ausschließlich Dampfer). Unter den Bildungsanstalten sind zu nennen: eine bedeutende Bibliothek und das Museum der Philosophischen Gesellschaft, die Gemäldegalerie, die Altertümersammlung im Schloß, ein College für Naturwissenschaften (seit 1871) und eins für Medizin (seit 1852, beide zur Durham-Universität gehörig), das Rutherford College (seit 1878, für Naturwissenschaften), eine Bergbauschule, ein Botanischer Garten und eine Sternwarte. Die Stadt ist Sitz eines anglikanischen und eines katholischen Bischofs sowie eines deutschen Konsuls.-N. ist das [592] Pons Oelii der Römer, das nach einer von Hadrian ums Jahr 120 erbauten Brücke benannt ward. 5 km östlich von N. bei Wallsend beginnt der Hadrianswall (s. d.). Unter den Angelsachsen hieß der Ort Monkchester, d.h. Mönchburg, und war ein beliebter Wallfahrtsort. Den jetzigen Namen erhielt es nach dem Schloß in der Normannenzeit. N. gehörte bis 1888 zur Grafschaft Northumberland. Die Geschichte der Stadt schrieben Welford (1884–87, 3 Bde.), Charleton (1885) und Boyle (1890). Vgl. auch Rendel, N. on Tyne, its municipal origin and growth (Lond. 1898).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 592-593.
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