Opus

[88] Opus (lat.), Werk; in der Literatur ein schriftstellerisches Werk, daher Opera (s. d.), die Werke eines Autors; in der Musik (abgekürzt Op.) eine größere oder kleinere Komposition (und zwar pflegen die Komponisten ihre Werke in der Reihenfolge der Entstehung oder Veröffentlichung mit Op. 1, 2 etc zu numerieren). – In der Baukunst bildet nach dem Vorgang Vitruvs O. den Gattungsnamen verschiedener technischer Arbeiten. So heißt O. albarium oder coronarium die Stuckaturarbeit (s. Stuck); O. alexandrinum ein zweifarbiger Steinbelag der Fußböden bei den Alten (s. Mosaik); O. incertum oder antiquum, unbestimmtes Werk, ein Steinverband, aus unregelmäßigen, rauhen Bruchsteinen bestehend; O. isodomum und pseudoisodomum, Mauerwerk aus gleich, bez. ungleich hohen Steinschichten. O. museum oder musivum, soviel wie Mosaik; O. reticulatum, Netzwerk (s. d.); O. spicatum, Fischgrätenverband, ein ährenförmiger Steinverband, bei dem die Steine so aneinander gelegt werden, daß sie wie die Körnerreihen zu beiden Seiten der Ähre gegeneinander stehen; O. tectorium, Bekleidungswerk, der äußerste und seine Mauerüberzug aus Marmorstuck; O. tessellatum oder quadratarium, ein aus würfelähnlichen, gefärbten Steinen zusammengesetzter Mosaikfußboden; O. rusticum, Mauerwerk aus Bossenquadern oder Buckelsteinen (s. Rustika). – Im Kunsthandwerk bezeichnet O. die Art und Technik der Arbeit, so die gangbarsten in der Textilkunst: O. acu pictum, Nadelmalerei, Stickerei; O. Alemannicum, vielfarbige Stickerei; O. anglicanum, ein Kunstwerk, an dem Weber, Sticker und Goldschmied zugleich gearbeitet haben, d.h. romanische Webereien und Stickereien mit ausgesetzten Edelsteinen und getriebenen Goldplatten, die auch in Übereinstimmung mit englischen so genannt wurden, d.h. Bildstickereien in Art des Kettenstiches, der von der Mitte aus in spiralförmiger Linien führung ausgeführt ist; O. araneum, durchbrochene Weißstickerei; O. brendatum, Bortenstickerei; O. cypricum, kostbare Stickarbeit mit cyprischem Goldfaden; O. pectinum, eine Art broschierten Gewebes, bei dem die Kette über einen Kamm (pecten) lief; O. phrygium, phrygische Arbeit (s. d.), während der Glanzperiode des alten Rom jede Nadelwirkerei; O. plumarium, Federstickerei, wahrscheinlich wegen der ursprünglichen Anwendung der Federn für die Plattstichstickerei, weshalb es auch mit Plattstich übersetzt wird; O. polymitarinnt, bunte Teppichweberei; O. pulvinarium, Stickarbeit im Kreuzstich; O. textile, Weberei.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 88.
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