Fußboden

[231] Fußboden heißt jede größere, künstlich befestigte, zum Betreten bestimmte Fläche, insbes. in Innenräumen. Die Fußböden werden je nach dem Zweck des betreffenden Raumes massiv oder aus Holz, wohl auch aus Metall und andern Materialien hergestellt. Die steinernen Fußböden, die sich nur in südlichen Klimaten zu Wohnräumen eignen, werden aus natürlichen oder künstlichen Steinen verfertigt. Von den natürlichen Gesteinen werden die härtern, wie Granit, Dolerit, Syenit, Basaltlava etc., im Freien und an untergeordnetern, starker Abnutzung ausgesetzten Stellen auch im Innern als Pflaster wie als Plattenbelag verwendet. Im Innern verwendet man sonst meist Sand- oder Kalkstein in Plattenform, so namentlich den Sollinger Sandstein, die Kalksteine von Solnhofen (Lithographenstein), von Kehlheim und Öland (sogen. schwedische Fliesen) sowie die verschiedenen Marmorsorten, vielfach in geometrischen Musterungen, wohl auch, wie es namentlich im 15. und 16. Jahrh. z. B. im Dom von Siena geschehen, die einzelnen Fliesen durch eine Art Niello-Arbeit (vertiefte, mit einer dunkeln Harzmasse ausgefüllte Zeichnung) verziert. Die Fußböden aus künstlichen Steinen sind Ziegelboden, oder sie werden ebenfalls in Platten- (Fliesen-) Form oder als Estriche (s.d.) hergestellt. Ziegelboden werden flach oder hochkantig, in Sand oder Mörtel gepflastert und dabei wohl auch gemustert. Die Fliesenböden werden, gemustert oder ungemustert, aus kalt gepreßten Platten (Zementbetonplatten, Kunststein-, Terrazzofliesen) oder aus Fliesen von gebranntem Ton gefertigt (Weiteres s. Fliesen). Ein sehr festes, wetterbeständiges Pflaster geben auch die stark gesinterten schwarzen Stettiner Eisenklinker (Iron-bricks). Hölzerne Fußböden stehen zwar den steinernen an Haltbarkeit nach, begehen sich aber angenehmer und werden deshalb für bewohnte Räume jenen vorgezogen. Ist zu ihrer Befestigung keine Balkenlage vorhanden, so verlegt man sie auf Lagerhölzern, die man über die Gewölbe, den Estrich oder, wenn der F. auf Erdreich gelegt wird, über kleine, mit Asphaltpappe bedeckte Mauerpfeilerchen streckt. Ist aufsteigende Feuchtigkeit zu befürchten, so bettet man gewisse Holzfußböden, z. B. das Bandparkett (s. unten), wohl auch ganz in Asphalt. Holzfußböden sind gewöhnliche Dielenböden, Fries-, Bandparkett-, Tafelparkett-, Bohlen- oder Blockböden. Die gewöhnlichen Dielenböden bestehen aus etwa 15 cm breiten, meist 3,5 cm starken Brettern (Riemen), die, um den Staub der Zwischendeckenfüllung nicht durchzulassen, durch Dübelung, Nutung, Spundung oder Federung miteinander verbunden und aufgenagelt oder aufgeschraubt werden. Unter Umständen teilt man den F. in Felder und faßt diese mit Friesen, d. h. schmälern Streifen von anderm Holz, gewöhnlich Eichenholz, ein (Friesböden). Bandparkett (Wiener Stabboden) wird aus kurzen, fischgrätenartig verlegten Riemen hergestellt. Tafelparkett besteht aus kleinern, mosaikartig zusammengesetzten Brettstücken und wird in bessern Räumen angewendet. Die Parkettafeln werden aus Eichen-, Nußbaum-, Ahorn-, Ulmen-, Mahagoniholz etc. von schöner Färbung, fester Textur und möglichst gleicher Härte in Fabriken gefertigt, sind massiv oder furniert und werden auf einem besondern, sogen. Blindboden befestigt. Die Parkettfußböden werden gebohnt oder gefirnißt, die übrigen Böden gefirnißt oder deckend gestrichen. Bohlenböden werden gewöhnlich einfach gestoßen und finden in Werkstätten oder Maschinenräumen, wo schwere Arbeit verrichtet wird, in Blockhäusern etc. Anwendung. Blockfußböden (Holz- oder Klotzpflaster) bestehen aus aneinander gesetzten prismatischen, quadratischen oder sechseckigen, 10 bis 12 cm hohen, imprägnierten Klötzen von hartem Holz, deren Hirnenden die Oberfläche des Pflasters bilden. Die Klötze werden auf Ziegelpflaster oder Betonschicht oder auf eine Unterlage von starken Bohlen gestellt und hierdurch gleichmäßig unterstützt. Eisenfußböden bestehen aus gerippten, selten durchbrochenen gußeisernen Platten, oder schmiedeeisernen, mit Zement oder Asphalt ausgeglichenen Buckelplatten oder Wellblechen. Glasfußböden aus Rohglasplatten sind zu empfehlen, wo durch den F. nach unten Licht gegeben werden soll. In neuerer Zeit wird sehr häufig Linoleum auf Estrich zu Fußböden verwendet. Ebenso allerhand Surrogate, die das Holz[231] ersetzen sollen, wie Torgament, Xylopal, Xylolith etc., namentlich da, wo, wie in Krankenhäusern u. dgl., auf fugenlosen F. Wert gelegt wird.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 231-232.
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