Orang-Mamma

[91] Orang-Mamma, ein Anfang 1899 von G. Schneider entdeckter Volksstamm im Innern Sumatras, vielleicht die letzten Reste einer sumatranischen Urbevölkerung, jedenfalls ein in vielfacher Hinsicht von allen in Sumatra lebenden Rassen abweichendes Volk. Die auf nur 400–500 Köpfe geschätzten O. sind klein, aber gut gebaut, haben straffes, schwarzes Haar, gelbliche bis dunkelbraune Hautfarbe und dunkelbraune Augen, eine niedrige Nase mit vertieftem Rücken, die Zähne werden schwarz gefärbt, die obern Schneidezähne bis zum Zahnfleisch abgeschliffen. Die Kleidung beschränkt sich auf einen 2 m langen Gürtel aus weich geklopftem Baumbast. Zum Schmuck tragen die Männer Arm- und Fingerringe aus Tridacnamuscheln und Glasperlen, die sie, ebenso wie Eisen für Waffen, Messer und Geräte, von Malaien erwerben. Aus gespaltenem und gefärbtem Rotang werden schöne Körbe, Taschen etc., aus Kürbissen und Palmfrüchten Gefäße angefertigt. Töpferei und Weberei sind unbekannt. Das einzige Musikinstrument ist eine primitiv gearbeitete Flöte. Ihre Beschäftigung besteht in etwas Reisbau, Züchtung von Hühnern, Hunden, Knotenschwanzratten, vereinzelt auch von Ziegen, doch sind Jagd (mit dem Speer) auf Wildschweine u.a. und Fischerei (auch mit dem Spieß) Hauptbeschäftigungen. Dammarharz, Kautschuk, Tubawurzel (zum Fischfang), Bienenhonig und Wachs, Rotang und Früchte werden gesammelt und verbraucht oder an die Malaien gegen Salz und Kattun vertauscht. Die Sprache ist eine malaiische Mundart, die aber den Malaien selbst schwer verständlich ist. Die Häuser sind Pfahlbauten, angeblich zur Sicherheit gegen Elefanten, Nashörner und Tiger. Die Ortschaften sind weit voneinander gelegen. Es herrscht Geisterglaube und Schamanentum. Brautkauf findet nicht statt, Heiraten beruhen allein auf gegenseitiger Zuneigung; die Eheschließung vollzieht der Häuptling unter Schlachtung eines schwarzen Hahns und einer schwarzen Henne. Die Ehe ist monogam und unscheidbar.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 91.
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