Oswald

[245] Oswald, Heiliger, König von Northumbrien, geb. 604, gest. 642, ließ nach seiner Taufe durch die Mönche von Jona (s. d.) Northumbrien christianisieren. Tag: 5. August. Die beiden niederrheinischen Spielmannsdichtungen (Oswaldgedichte) aus dem 12.–14. Jahrh. entlehnen von ihm nur den Namen und beruhen im übrigen ganz auf freier Erfindung. Wie alle Spielmannsdichtungen, haben auch diese eine Brautfahrt des Helden zum Ausgangs- und Mittelpunkt. O. vernimmt durch den Pilgrim Warmund von der schönen Tochter des heidnischen Königs Aaron, der jedem Bewerber den Kopf abschlagen läßt. Auf des Pilgers Rat wird ein Rabe, den O. erzogen, als Bote gesandt, nachdem sein Gefieder mit Gold be schlagen worden. Er gelangt auch glücklich in das heidnische Land und zu der Königstochter, die ihm einen Brief und Ring an O. mitgibt. O. kommt mit einem großen Heer und entführt die Jungfrau. Aaron verfolgt die Fliehenden; in der Not gelobt O., jede Bitte, die in Gottes Namen an ihn gerichtet würde, zu erfüllen. Nach England heimgekehrt, hält er Hochzeit. Da erscheint Christus als Pilger und verlangt in Gottes Namen Weib und Reich von dem König. Trauernd gewährt es O., da gibt sich der Pilger zu erkennen. O. und seine Gemahlin führen von da an ein keusches Leben und sterben nach zwei Jahren. Die eine Bearbeitung ist herausgegeben von Ettmüller (Zürich 1835), die andre von Pfeiffer (in Haupts »Zeitschrift für deutsches Altertum«, Bd. 2, 1842). Vgl. Bartsch, Die deutschen Gedichte von Sankt O. (in Pfeiffers »Germania«, Bd. 5, 1860); Strobl, Über das Spielmannsgedicht von Sankt O. (Wien 1870); Edzardi, Untersuchungen über das Gedicht von Sankt O. (Hannov. 1876); Berger, Die Oswaldlegende (in den »Beiträgen zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur«, Bd. 11, Halle 1886).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 245.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: