Parry

[466] Parry, 1) Sir William Edward, engl. Polarfahrer, geb. 19. Dez. 1790 in Bath, gest. 8. Juli 1855 in Ems, trat 1808 in die englische Flotte und führte 1818 bei der zur Aufsuchung einer nordwestlichen Durchfahrt unter Roß abgesandten Expedition das zweite Schiff, Alexander. Im nächsten Jahre mit zwei Schiffen zum Lancastersund gesandt, durchsegelte P. ihn, entdeckte Prinz-Regent-Inlet, die Barrowstraße und den Wellingtonkanal und überwinterte an der Melvilleinsel. Nach seiner Rückkehr 1820 erhielt er den für die Erreichung des 110.° westl. L. ausgesetzten Preis von 5000 Pfd. Sterl. Auf einer dritten Fahrt mit Lyon 1821 in den Schiffen Fury und Hecla nach der Hudsonstraße entdeckte er die Fury- und Hecla-Straße. Mit denselben Schiffen unternahm P. 1824–25 die Erforschung des Prinz-Regent-Inlet, brachte aber nur die Hecla zurück. Auf einer fünften Polarfahrt (1827) gelangte er auf dem Wege über Spitzbergen mit Schlitten bis 82°45´ nördl. Br. Zum Ritter ernannt, weilte P. 1819–34 als Kommissar der Australischen Ackerbaugesellschaft in Port Stephens, erhielt dann 1837 die Aussicht über das Dampfmaschinenwesen in der Marine, wurde 1852 Konteradmiral und 1853 Vizegouverneur des Marinehospitals in Greenwich. Er schrieb: »Four voyages to the North Pole« (Lond. 1833, 5 Bde.). Vgl. seines Sohnes Edward Parry »Memoir of Sir W. E. P.« (Oxf. 1857).

2) Sir Charles Hubert Hastings, engl. Komponist, geb. 27. Febr. 1848 in Bournemouth, erhielt seine höhere Ausbildung durch H. H. Pierson in Stuttgart und Macfarren und Dannreuther in London, wurde 1891 Kompositionslehrer am Royal College of Music in London, 1894 Direktor dieser Anstalt, 1898 geadelt (Sir), auch von den Universitäten Cambridge, Oxford und Dublin zum Ehrendoktor der Musik ernannt. P. ist einer der angesehensten englischen Komponisten, besonders wegen seiner für die englischen Musikfeste geschriebenen großen Chorwerke (Oratorien): »Der entfesselte Prometheus« (1880), »Judith«, »Hiob«, »König Saul«. Daneben ist er aber auch mit einer großen Zahl gediegener Orchesterwerke hervorgetreten (vier Symphonien, Musik zu dem »Agamemnon« des Äschylos und den »Vögeln« des Aristophanes, eine Moderne Suite, Suite für Streichorchester, mehrere Ouvertüren u.a.) und schrieb eine Reihe Kammermusikwerke verschieden er Besetzung. Auch veröffentlichte P. mehrere musikgeschichtliche Schriften: »The music of the XVII. century« (Oxf. 1902, Bd. 3 der »Oxford-History of music«); »Studies of great composers« (2. Aufl. 1890); »The evolution of the art of music« (1897) u.a.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 466.
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