Baffin-Parry-Archipel

[171] Baffin-Parry-Archipel (spr. Bäffin-Pärry-A.), der im W. der Davisstraße u. der Baffinsbai u. im S. der Barrowstraße gelegene Theil des östlichen Archipels der Nordpolarländer (s.d.), welcher von dem Festlande. durch die Hudsonsstraße, den Foxkanal, die Fury- u. Heklastraße u. den Boothiagolf getrennt u. westlich von Prinz-Regent-Einfahrt begrenzt wird, u. seinen Namen nach Bassin u. Parry, den beiden früheren Hauptuntersuchern dieser Gegenden, erhalten hat. Noch bei Weitem nicht hinreichend aufgeklärt erscheinen diese Landmassen gegenwärtig auf den Karten als 2 große Inseln: Cockburnland (mit Pr. Williamsland, NGalloway, NAyr, Cumberland, Foxland) u. Southamptoninsel, zwischen Hudsonsbai u. Foxkanal, u. eine nicht unbedeutende Zahl kleinerer Eilande, wie: Amherst-, Liddon-, Igloolik-, Catthorpeinsel, zwischen Cockburnland u. Melvillehalbinsel, ferner Mansfield-, Nottingham-, Salisbury-, Resolutioninsel in der Hudsonsstraße u. viele andere, die theilweise noch gar keinen Namen erhalten haben, wie die zwischen dem Lancastersund u. Cockburnland gelegenen u. durch die Admiralityeinfahrt, den Eclipsesund, die Navyboardeinfahrt u. Poodsbai von einander getrennten Eilande. Diese Landmassen gleichen in ihrer Oberflächengestalt ganz dem Arktischen Hochlande des benachbarten Continents, indem sie schroff aufsteigend aus dem Meere sich erheben u. in kurzer Entfernung von der Küste 7–800 Fuß hoch sind, jedoch mit ihren höchsten Gipfeln wahrscheinlich nicht über 1500 Fuß Höhe erreichen. Auch geognostisch gleichen sie den nahen Continentaltheilen: es herrschen Granit, Turmalin, Epidot, Gneuß, Glimmerschiefer, Grünstein u. Porphyr vor, auch erscheinen Glieder von Übergangsgebirge, während Flötzgebirge wenig, tertiäre u. vulkanische Formationen gar nicht gefunden werden. Das Innere ist stets mit Schnee u. Eis bedeckt, u. das Meer gestattet nur wenige Wochen hindurch u. auch nicht alljährlich die Schifffahrt. Die Vegetation, auf die niedrigen Küstenränder beschränkt, besteht aus einigen Phanerogamen, Flechten u. Moosen. Häufig erscheint der Schnee rothgefärbt durch eine mikroskopische Alge (Protococcus nivalis). Von Thieren finden sich das Rennthier, welches die dort lebenden Eskimos jedoch nicht zu zähmen verstehen, Bisamthier, Eisbär, Amerikanischer Wolf, Arktischer Fuchs, Amerikanischer Hermelin, Polarhase, doch alle nicht zahlreich; dagegen sind Seevögel, Walfische, Seehunde u. Fische häufig. Die Eskimos, welche die Ufer bewohnen u. fast einzig von Fischen u. Seehunden leben, bestehen aus einer geringen Anzahl von Familien.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 171.
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