Petrus Martyr von Anglerĭa

[672] Petrus Martyr von Anglerĭa (Anglerius), Geschichtschreiber, geb. 2. Febr. 1457 in Arona am Lago Maggiore, gest. 1526 in Granada, aus einem in Angera (s. d.) angesessenen Geschlecht, ging, nachdem er sich in Rom Bildung und Gönner erworben, 1487 an den spanischen Hof, wo er die Gunst Ferdinands und Isabellas gewann. 1492 ward er mit der Leitung einer Hofschule für die jungen Granden betraut. 1501 ernannte ihn Ferdinand zum königlichen Kaplan und sandte ihn an den Sultan von Ägypten. Er nahm 1504 die höhern Weihen, ward Prior des Domkapitels in Granada, päpstlicher Protonotar, 1510 Mitglied des Hohen Rates von Indien, endlich 1524 Abt von Jamaika. Er schrieb: »De orbe novo« (seit 1516 vielfach aufgelegt und fortgesetzt); »Opus epistolarum« (Alcalá 1530, Amsterd. 1670); »De legatione babylonica libri III« (1516). Das erstgenannte Buch ist die erste Beschreibung der Entdeckung Amerikas, das zweite ist eine wertvolle Quelle für die romanische Zeitgeschichte der Jahre 1488–1525, das letzte schildert Petrus' Abenteuer in Ägypten. Vgl. Schumacher, P., der Geschichtschreiber des Weltmeers (New York 1879); Heidenheimer, P. und sein Opus epistolarum (Berl. 1881); Mariéjol, Pierre Martyr d'Anghera (Par. 1888); Bernays, P. M. Anglerius und sein Opus epistolarum (Straßb. 1891).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 672.
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