Rüsseltiere

[276] Rüsseltiere (Proboscidea), Ordnung der Säugetiere, früher zu den Dickhäutern gerechnet, große Tiere (unter den lebenden Säugetieren enthalten sie die größten Landbewohner) von plumpem Bau. Die Nase ist zu einem langen Rüssel ausgezogen, der an seinem Ende einen fingerförmigen Fortsatz trägt und zum Greifen, zur Aufnahme von Wasser und zur Verteidigung dient. Die Füße sind stark und kurz und enden mit fünf bis auf die Hufe unter der Haut verborgenen Zehen. Auch der Kopf ist kurz, aber sehr hoch und fällt vom Hinterhaupt senkrecht ab. Die Augen sind sehr klein, die Ohren hängen lang herab. Dem Gebiß fehlen die Eckzähne und untern Scheidezähne, welch letztere aber bei den fossilen Rüsseltieren vorhanden waren; die obern Schneidezähne (im Zwischenkiefer) sind zu zwei langen Stoßzähnen ausgebildet und liefern bei bedeutender Länge bis zu 100 kg Elfenbein. Von den sieben Backenzähnen in jeder Kieferhälfte sind meist nur zwei vorhanden; von ihnen fällt jedesmal der vordere aus, nachdem hinten bereits ein neuer erschienen ist; mehr als drei sind nie zu gleicher Zeit in Tätigkeit. Der Magen ist einfach, nicht zum Wiederkäuen eingerichtet, der Darm hat einen langen Blinddarm. Eine Gallenblase fehlt. Das Großhirn bedeckt das Kleinhirn nicht, ist aber reich an Windungen in der Rinde. Die zwei Zitzen stehen an der Brust, die Hoden liegen in der Bauchhöhle. Bei den lebenden Arten ist die Haut fast nackt, dagegen war sie bei einzelnen fossilen mit dichtem Wollhaar bedeckt. Der kurze Schwanz trägt am Ende ein Büschel Borsten. – Die R. leben in Herden beisammen, lassen sich zähmen und sind alsdann wegen ihrer geistigen Fähigkeiten nützlich zu verwenden. Die einzige lebende Gattung, Elephas, Elefant (s. d.), haust in Afrika südlich von der Sahara (E. africanus) und in Ostindien (E. indicus); in der Tertiärzeit waren die R. auf allen Kontinenten, mit Ausnahme Australiens, sehr zahlreich vertreten, zum Teil noch gleichzeitig mit dem Menschen. Von der Gattung Elephas kennt man bereits über ein Dutzend, von Mastodon noch mehr fossile Arten (s. Tafel »Diluvium II«, Fig. 1–4 und 9). Wahrscheinlich gehört auch Dinotherium (s. d. und Tafel »Tertiärformation III«, Fig. 6) hierher, dessen Stoßzähne aber im Unterkiefer saßen. Interessant ist besonders die im sibirischen Eis erhaltene Art Elephas primigenius, das Mammut (s. d.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 276.
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