[218] Süßwasserflora (hierzu die Tafel »Süßwasserflora« mit Erklärungsblatt). Wie bei der Meeresflora kann man auch unter den vegetabilischen Bewohnern des süßen Wassers der Seen, Teiche, Tümpel und der Ströme, Bäche und Gräben, die frei im Wasser schwimmenden Formen (Schwebeflora, Plankton) und die am Grunde festhaftenden Formen (Benthos) unterscheiden. Zum Plankton gehören vor allen Dingen die artenreichen Gruppen der mikroskopisch kleinen niedern Algen (Lyanophyzeen, Diatomeen, Peridineen, Desmidiazeen und Chlorophyzeen), von deren oft äußerst zierlichen Formen die beigegebene Tafel einige Beispiele in starker Vergrößerung wiedergibt. Auch die Spaltpilze fehlen in der Schwebeflora nicht. Die niedern Organismen treten zeitweilig in zahlloser Menge auf und können dadurch eine grüne oder rote Färbung des Wassers an der Oberfläche stehender Gewässer verursachen, die als Wasserblüte bezeichnet wird. Grüne Wasserblüte wird gewöhnlich von Chrookokkazeen und Nostokazeen, wie Polycystis ichthyoblabe, P. aeruginosa, Anabaena flos aquae, Aphanizomenon flos aquae, gebildet; rote Wasserblüte bringt Chlamydomonas pluvialis hervor. Letztere Alge tritt häufig besonders nach Regen plötzlich auf (Blutregen). Auch ein Spaltpilz, Beggiatoa roseo-persicina, verursacht rötliche Färbung, und ferner können verschiedene Arten der Flagellatengattung Euglena an der Erscheinung beteiligt sein. Im Gegensatz zum Plankton des Meeres weist die Schwebeflora des süßen Wassers auch höhere Pflanzen auf: Moose, wie Riccia, Wasserfarne, wie Salvinia und Azolla, und Blütenpflanzen, wie die wurzellosen, untergetaucht schwimmenden Utrikularien, Aldrovandia, und die oberflächlich flottierenden Wasserlinsen (Lemna), Froschbiß (Hydrocharis) und in wärmern Ländern Trianea bogotensis, Pistia stratiotes u. a. Unter den am Grunde haftenden Wasserpflanzen unterscheidet man die an Felsen, Steine oder überhaupt an feste Unterlagen der Küsten und Ufer gebundenen Formen (Nereïden), zu denen unter den Gefäßpflanzen nur die kleine exotische Familie der Podostamazeen mit algenähnlichem Habitus einige Vertreter stellt, und die auf losem Boden entwickelten Formen (Limnäen), wie die Armleuchteralgen, die Wasserfarne Marsilia, Pilularia und Isoëtes und zahlreiche Blütenpflanzen (z. B. Valisneria, Elodea, Hydrilla, Ranunculus-Arten, Callitriche Nymphaea, Nuphar, Potamogeton u. a.). Den genannten Gruppen der S. stehen die Sumpfpflanzen (Helophilen, Helophyta) gegenüber, deren Laubsprosse sich über das Wasser erheben. Ihre Vereine entwickeln sich als Rohrsümpfe mit hochwüchsigen Monokotylen (Scirpus lacustris, Typha, Phragmites u. a.) sowie einigen beigemischten Dikotylen (Rumex-Arten, Ranunculus Lingua, Sium latifolium u. a.) als Sumpfmoore mit zahlreichen Riedgräsern, Binsen u. a. nebst niedrigen Büschen von Salix und Betula, als Moosmoore mit vorwiegender Torfmoosvegetation mit starker Torfbildung, als Moostundren mit geringer Torfbildung in Nordeuropa und Sibirien und endlich als Brüche (vorwiegend mit Erlen in Mittel- und Nordeuropa, mit der Sumpfzypresse am Mississippi u. a.) auf periodisch überschwemmtem Schlammboden. Vgl. Mönkemeyer, Die Sumpf- und Wasserpflanzen (Berl. 1898); Eyferth, Einfachste Lebensformen des Tier- und Pflanzenreiches (3. Aufl. von Schön ichen, Braunschw. 1900).