Sybel

[230] Sybel, 1) Heinrich von, deutscher Geschichtschreiber, geb. 2. Dez. 1817 in Düsseldorf, gest. 1. Aug. 1895 in Marburg, studierte in Berlin, namentlich von Ranke angeregt, Geschichte, habilitierte sich 1841 in Bonn, ward 1844 Professor daselbst und 1846 in Marburg. 1848–49 Mikglied der hessischen Ständeversammlung und 1850 des Erfurter Staatenhauses, ward S. 1856 Professor in München, 1857 Mitglied der dortigen Akademie und 1858 Sekretär der Historischen Kommission. Seit 1861 Professor in Bonn, gehörte er 1862–64 als Mitglied des preußischen Landtags zu Bismarcks Gegnern, ward 1867 nationalliberales Mitglied des konstituierenden Reichstags, bekämpfte, 1874–80 wieder Mitglied des Abgeordnetenhauses, auf Grund seiner Erfahrungen am Rhein die Ultramontanen, wurde 1875 Direktor der Staatsarchive in Berlin, 1876 Mitglied der dortigen Akademie und 1894 Wirklicher Geheimer Rat mit dem Titel Exzellenz. Er veranlaßte die »Publikationen aus den preußischen Staatsarchiven«, die Herausgabe der »Politischen Korrespondenz Friedrichs d. Gr.«, die Gründung des preußischen historischen Instituts in Rom und war Mitglied der Zentraldirektion der »Monumenta Germaniae historica«. Er schrieb: »Geschichte des ersten Kreuzzugs« (Düsseld. 1841; 2. Aufl., Leipz. 1881); »Die Entstehung des deutschen Königtums« (Frankf. 1844, 2. Aufl. 1881), über die er mit Waitz in literarische Fehde geriet; »Geschichte der Revolutionszeit von 1789 bis 1795« (Marb. 1853–58, 3 Bde.; 4. Aufl., Düsseld. 1877; wohlf. Ausg, Stuttg. 1897–1900, 10 Bde.), die S. wieder in einen heftigen Streit mit Hüffer, Herrmann und Vivenot über das Verhalten Preußens und Österreichs beim Baseler Frieden verwickelte; »Geschichte der Revolutionszeit von 1795 bis 1800« (Düsseld. 1872–74, 2 Bde.; 2. Aufl. 1878–82); »Die deutsche Nation und das Kaiserreich« (das. 1862); »Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I.« (Münch. 1889–91, 7 Bde., in 5. Aufl. 1892–95; Volksausg. 1901). Gesammelt erschienen seine »Kleinen historischen Schriften« (Münch. u. Stuttg. 1863–81, 3 Bde.; Bd. 1 in 3. Aufl., Stuttg. 1880; Bd. 2 in 2. Aufl., das. 1897), »Vorträge und Aufsätze« (Berl. 1874, 3. Aufl. 1885) und »Vorträge und Abhandlungen« (hrsg. von Varrentrapp, Münch. 1897). 1856 gründete er die bis zu seinem Tod unter seiner Leitung stehende »Historische Zeitschrift«. Sein Bildnis s. Tafel »Deutsche Geschichtschreiber«.[230]

2) Ludwig von, Archäolog, Sohn des vorigen, geb. 1. Juli 1846 in Marburg, studierte klassische Philologie und Archäologie in Göttingen und Bonn, habilitierte sich 1872 an der Universität Marburg, wo er 1877 außerordentlicher und 1888 ordentlicher Professor wurde. Wiederholte Studienreisen führten ihn nach Italien, Paris, Griechenland und England. Er schrieb: »Die Mythologie der Ilias« (Marb. 1877); »Katalog der Skulpturen zu Athen« (das. 1881); »Kritik des ägyptischen Ornaments« (das. 1883); »Weltgeschichte der Kunst bis zur Erbauung der Sophienkirche« (das. 1888, 2. Aufl. 1903); »Platons Symposion, ein Programm der Akademie« (Gratulationsschrift, das. 1888); »Platons Technik, am Symposion und Euthydem nachgewiesen« (das. 1889); »Gedanken eines Vaters zur Gymnasialsache« (das. 1903); »Christliche Antike« (das. 1906, Bd. 1) u. a. – Über die Familie S. vgl. Friedrich v. Sybel, Nachrichten über die Soester Familie S. 1423–1890 (Münch. 1890).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 230-231.
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