Secrétan

[240] Secrétan (spr. -tāng), Charles, Philosoph, geb. 19. Jan. 1819 in Lausanne, gest. daselbst 20. Jan. 1895, machte seine Studien großenteils in seiner Vaterstadt, aber auch in München, wo er Schelling hörte, und wirkte dann über 30 Jahre als Professor in Lausanne. In seiner Richtung wurde er durch Schelling und Hegel einigermaßen bestimmt, näherte sich aber späterhin mehr Kant, in dessen Philosophie er keine Gefahr für die Religion erblickte. Doch vertrat er entschieden den Spiritualismus und versuchte in seinem bekanntesten Werke: »La philosophie de la liberté« (Par. 1849; 3. Aufl. 1879, 2 Bde.), die Welt der Erfahrung als das Erzeugnis einer freien und heiligen Persönlichkeit darzutun und so den christlichen Glauben als einen vernünftigen darzustellen. Die positive Religion gewann dann mehr Einfluß auf ihn, indem er sie mit der Moral und den sozialen und politischen Fragen in Verbindung brachte. Diese werden schließlich bei ihm durch die Lehre von der Solidarität der Menschen in Christus gelöst. Seine vorzüglichsten Werke außer dem schon erwähnten sind: »Recherches de la méthode« (Lausanne 1857); »La raison et le bonheur« (das. 1863); »Le principe de la morale« (Par. 1884); »La civilisation et la croyance« (das. 1887, 3. Aufl. 1893); »Les droits de l'humanité« (Lausanne 1890). Nach seinem Tode wurden herausgegeben: »Essais de philosophie et de littérature« (Lausanne 1896). Vgl. L. Mayer, La christologie de S. (Montauban 1891); Boutroux, La philosophie de S. (in der »Revue de métaphysique et de morale«, März 1895); Pillon, La philosophie de S. (Par. 1897); Duproix, Charles S. et la philosophie Kantienne (das. 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 240.
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