Semmelweis

[331] Semmelweis, Ignaz Philipp, Mediziner, geb. 1. Juli 1818 in Ofen, gest. 13. Aug. 1865 in Döbling bei Wien, studierte in Pest und Wien und wurde 1846 Assistent der geburtshilflichen Klinik in Wien, in welcher Stellung er die grundlegenden Studien zu seiner Lehre von der Ätiologie des Kindbettfiebers machte. 1854 wurde er Professor der Geburtshilfe in Pest. S. wies den infektiösen, septischen Charakter des Kindbettfiebers nach und betonte die örtliche Übertragung des Ansteckungsstoffes durch die Hand des Arztes oder der Hebamme. Seine Lehre, die insofern[331] einseitig war, als er nur das Leichengift als Ursache der Krankheit betrachtete, fand heftige Gegnerschaft bei den Geburtshelfern, und obwohl er die Sterblichkeit in der Wiener geburtshilflichen Klinik auf den vierten Teil herabsetzte, vermochte er seinen Anschauungen, die später glänzende Bestätigung fanden, keine allgemeine Geltung zu verschaffen. Der aufreibende Kampf für seine Überzeugung schwächte allmählich seine Geisteskraft, und er endete im Irrenhaus. Er schrieb: »Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxis des Kindbettfiebers« (Wien 1861); »Zwei offene Briefe an Dr. Späth und Dr. Scanzoni« (das. 1861) und an »Dr. v. Siebold und Dr. Scanzoni« (das. 1861), neu herausgegeben von Grosse: »Die offenen Briefe an Professoren der Geburtshilfe von S.« (Dresd. 1899). Seine »Gesammelten Werke« (Jena 1895) gab Györy heraus. 1906 wurde ihm in Pest ein Denkmal errichtet. Vgl. die biographisch-kritischen Schriften von Hegar (Freiburg 1882), Bruck (Teschen 1887), Grosse (Wien 1898) und Schürer von Waldheim, Ignaz Philipp S., sein Leben und Wirken (das. 1905).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 331-332.
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