Tartīni

[330] Tartīni, Guiseppe, Violinspieler und Komponist, geb. 12. April 1692 zu Pirano in Istrien, gest. 16. Febr. 1770 in Padua, studierte in Padua die Rechte, mußte aber wegen heimlicher Ehe mit der Nichte eines Kardinals flüchtig werden und bildete sich unter Czernohorski im Minoritenkloster zu Assisi,[330] wa er sich verbarg, im Violinspiel und in der Komposition aus. Als die Anklage gegen ihn niedergeschlagen war, lebte er zuerst wieder in Padua, dann in Ancona als Lehrer. 1714 entdeckte er daselbst die Kombinationstöne (s. d.). Allmählich verbreitete sich sein Ruhm als Violinvirtuos. 1721 wurde er an der Kirche Sant' Antonio in Padua als Kapellmeister angestellt, welche Stellung er bis zu seinem Tode bekleidete; nur 1723–25 wirkte er als Kammermusiker des Grafen Kinsky in Prag. Aus seiner zu großem Ruf gelangten Schule ging unter andern Nardini hervor. Als Komponist gehört T. der Zeit des Übergangs von dem herben, kräftigen Stile der Corelli-Epoche zu der weichern Manier der Mitte des 18. Jahrh. an. Er schrieb über 100 Sonaten für Violine mit Generalbaß (darunter die berühmte »Le trille du diable«), auch Triosonaten und eine große Zahl Concerti grossi. Einzelne Werke wurden von David, Alard, G. Jensen, Pente, Riemann u. a. neu herausgegeben. Tartinis Kunst der Bogenführung wurde epochemachend für die Folgezeit. Seine Schrift »Trattato di musica secondo la vera scienza dell' armonia« (Padua 1754) ist eins der hervorragendsten theoretischen Werke des 18. Jahrh. 1897 wurde ihm in seiner Vaterstadt ein Denkmal errichtet. Seine Biographie schrieb M. Tamaro (Parenzo 1897).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 330-331.
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