Urtracheāten

[970] Urtracheāten (Protracheata), eine uralte, im Aussterben begriffene Tiergruppe, die durch die Gattung Peripatus (s. Abbildung) vertreten wird und gewissermaßen den Übergang zwischen Ringelwürmern und Tracheentieren bildet. Mit jenen haben sie die sehr gleichartige (homonome) Gliederung des Körpers sowie die als Schleifenkanäle auftretenden und paarweise in zahlreichen Segmenten vorhandenen Nierenkanäle (Nephridien, Segmentalorgane), mit diesen die Gliedmaßen und Tracheen gemeinsam. Den Nephridien fehlt freilich die Wimperung und sie sind gegen die Leibeshöhle geschlossen; die Tracheen, bez. ihre Stigmen sind unregelmäßig über den Körper verteilt, welche Merkmale noch weiter dazu beitragen, die U. als Übergangsformen erscheinen zu lassen.

Peripatus.
Peripatus.

In Gestalt und Lebensweise gleichen sie den Tausendfüßern, sie haben, nicht unähnlich den Ringelwürmern, Beinstummel, die jedoch am Ende je zwei Krallen tragen (daher Krallenträger, Onychophora). Auch das Nervensystem gleicht mehr demjenigen der Würmer als dem der Gliederfüßer. Vorn am Kopfe stehen zwei große Fühler; auch die beiden Augen dürfen als sehr ursprünglich angesehen werden, da sie weder einfache, noch zusammengesetzte Augen im Sinne der übrigen Gliedertiere, sondern Cameraaugen, wie bei den höhern Ringelwürmern, sind. Der Mund ist mit starken Kiefern versehen. Die einzelnen Arten unterscheiden sich durch die Zahl der Beine, die Länge und durch den Reifezustand, in dem die Jungen die Mutter verlassen. Sie leben in faulem Holz, an feuchten Orten und bespritzen die Beute oder auch den Feind mit einem Schleim, der sofort wie Kautschuk zäh wird und fest haftet. Die Verbreitung erstreckt sich über Westindien, Südamerika, Australien und Kapland.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 970.
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