Votivtafel

[271] Votivtafel (Gelübdetafel), bei den Römern eine infolge eines Gelübdes (ex voto) einer Gottheit geweihte Tafel. Insbesondere pflegten die Schiffer, wenn sie auf der See in Gefahr schwebten, dem Neptun ein Gelöbnis zu machen und es nach erfolgter Rettung, auf eine Tafel geschrieben, im Tempel des Gottes aufzuhängen. Oft wurden solche Tafeln mit Reliefs künstlerisch ausgestattet. Vgl. Weihgeschenk. Der Gebrauch der Weihgeschenke setzte sich auch in den christlichen Kirchen des Mittelalters fort und besteht auch heute noch in der katholischen und der orientalischen Kirche, welche die Stiftung von Votivkerzen, -Herzen, -Gliedern (namentlich an Wallfahrtsorten und wundertätigen Heilquellen) zulassen. Im Mittelalter und in der Renaissance hat diese Sitte die Entwickelung der Kunst zeitweilig allein gefördert. Dafür zeugen die zahlreichen Votivaltäre, Votivbilder, Votivkapellen etc., die von einzelnen Personen, Bruderschaften, Gilden, Korporationen etc. gestiftet wurden. Vgl. Andree, Votive und Weihegaben des katholischen Volks in Süddeutschland (Braunschw. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 271.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika