Wiesner

[620] Wiesner, Julius, Botaniker, geb. 20. Jan. 1838 in Tschechen bei Brünn, studierte daselbst und in Wien, habilitierte sich 1861 als Privatdozent für physiologische Botanik am Polytechnischen Institut und wurde 1868 zum außerordentlichen Professor daselbst ernannt. 1870 folgte er einem Ruf an die Forstakademie Mariabrunn, und 1873 wurde er Professor der Anatomie und Physiologie der Pflanzen und Direktor des pflanzenphysiologischen Instituts an der Universität in Wien. Auch hielt er bis 1880 Vorträge über technische Warenkunde an der Technischen Hochschule. Von 1893–1904 unternahm er Reisen nach Ägypten, Indien, Java, Sumatra, nach Spitzbergen und ins Yellowstonegebiet, hauptsächlich zum Zweck seiner Studien über den Lichtgenuß der Pflanzen. W. hat die Pflanzenphysiologie mit strengen chemischen und physikalischen Untersuchungsmethoden[620] bereichert. Namentlich machte er auch Untersuchungen über die Beziehungen zwischen Licht und Vegetationsprozessen, über das Chlorophyll, über die Wachstumsgesetze und das Bewegungsvermögen der Pflanzen. Seine Arbeiten über die Organisation der Zellwand eröffneten wichtige neue Gesichtspunkte. Durch die anatomische Bearbeitung der technisch verwendeten Rohstoffe des Pflanzenreichs bereicherte er die technische Warenkunde. Er schrieb: »Einleitung in die technische Mikroskopie« (Wien 1867); »Die technisch verwendeten Gummiarten, Harze und Balsame« (Erlang. 1869); »Mikroskopische Untersuchungen« (Stuttg. 1872); »Die Rohstoffe des Pflanzenreichs« (Leipz. 1873; 2. Aufl., das. 1900–03, 2 Bde.); »Die Entstehung des Chlorophylls in der Pflanze« (Wien 1877); »Die heliotropischen Erscheinungen im Pflanzenreich« (das. 1878–80, 2 Tle.); »Das Bewegungsvermögen der Pflanzen« (das. 1881); »Elemente der wissenschaftlichen Botanik« (das. 1881–89, 3 Bde.; Bd. 1 in 5. Aufl. 1906; Bd. 2 in 3. Aufl. 1908; Bd. 3 in 2. Aufl. 1902); »Die mikroskopische Untersuchung des Papiers« (das. 1887); »Die Elementarstruktur und das Wachstum der lebenden Substanz« (das. 1891); »Pflanzenphysiologische Mitteilungen aus Buitenzorg« (das. 1894–97, 6 Tle.); »Jan Ingen-Housz, sein Leben und sein Wirken« (das. 1905); »Der Lichtgenuß der Pflanzen« (Leipz. 1907). Vgl. K. und L. Linsbauer und Portheim, W. und seine Schule (Wien 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 620-621.
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