Wurzen

[798] Wurzen, Stadt in der sächs. Kreish. Leipzig, Amtsh. Grimma, an der Mulde, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Leipzig-Riesa-Dresden und Glauchau-W., 124 m ü. M., hat 3 evang. Kirchen (darunter der zu Anfang des 12. Jahrh. erbaute Dom), eine kath. Kirche, ein altes Schloß (früher zeitweise Residenz der Bischöfe von Meißen), ein Gymnasium, eine Kreislandwirtschafts- und eine Handelsschule, Amtsgericht, Reichsbanknebenstelle, bedeutende Kunstmühlenwerke mit Biskuitfabrik, Tapeten-, Teppich-, Kartonnagen-, Zigarren-, Pianofortefilz-, Leder-, Papier-, Möbel- und Metallwaren-, Hanfgurt- und Drahtseil-, Treibriemen-, Uhrgehäuse- und Schuhfabrikation, Eisengießerei und Kesselschmiederei, ein Dampfsägewerk, Dampfwollwäscherei, Weberei, Bleicherei, Bierbrauerei etc. und (1905) mit der Garnison (ein Infanteriebataillon Nr. 179 und ein Feldartillerieregiment Nr. 78) 17,212 Einw., davon 488 Katholiken und 25 Juden. – W., zuerst 961 erwähnt, war wichtig wegen des alten Muldenüberganges, gehörte dem Stift Meisten und erhielt durch Bischof Herwig 1114 ein Kollegiatstift, das noch besteht. Bei der Teilung der sächsischen Lande (1485) blieb die Schutzherrschaft über das Stift gemeinschaftlich. Daß Kurfürst Johann Friedrich in W. einseitig Regierungshandlungen vornahm, veranlaßte 1542 zwischen ihm und Herzog Moritz die Wurzener Stiftsfehde (s. Fladenkrieg). 1581 kam W. an Kursachsen. 1637 wurde die Stadt von den Schweden geplündert und teilweise niedergebrannt. Nordöstlich der Stadt liegt die sogen. Wurzener oder Hohburger Schweiz mit dem Löwenberg (238 m). Vgl. Gersdorf, Urkundenbuch des Hochstifts Meißen (Leipz. 1864–67, 3 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 798.
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