Zwölften

[1050] Zwölften (Zwölf Nächte), die Tage vom 24. Dezember bis zum Dreikönigsabend (6. Januar). Wie die Benennung Zwölf (auch Dreizehn) Nächte bekundet, war es ursprünglich das altheidnische Fest der Wintersonnenwende (s. Julfest), wo die Götter, vor allen Wodan und seine Gemahlin Frigg, mit den seligen Geistern ihren Umzug hielten. In Mecklenburg und in der Ukermark droht man den Mägden, die nicht abgesponnen haben, mit dem Wode oder der Frick, die ihnen den Wocken zerzausen und besudeln würden, u. dgl. In der Mittelmark bis zum Harz tritt an die Stelle des Wode und der Frick Frau Harke, in Thüringen Frau Holle, in Süddeutschland Frau Berchta. Anderweitig erzählt man auch vom Umzug des wilden Jägers, des wütenden Heeres etc. Man hält die Zeit heilig; sie ist gespensterhaft und bedeutsam. In dieser Zeit wird der Witterungskalender des nächsten Jahres vom Bauer angelegt. Der Witterung jedes Tages entspricht die eines Monats der Reihe nach. Auch sonst sind diese Tage (Lostage) bedeutsam, Träume gelten dann als besonders vorbedeutend, und mannigfach sucht man die Zukunft zu erforschen. Um sich vor den bösen Geistern zu schützen, die in den Z. vorzugsweise ihr Unwesen treiben, besprengt man in katholischen Gegenden an gewissen Tagen der Z., die deshalb auch Rauchnächte (s. d.) heißen, Zimmer und Ställe mit Weihwasser und räuchert sie mit Weihrauch. Vgl. Klöpflinstage.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 1050.
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