Anatomische Präparate

[458] Anatomische Präparate, thierische Theile, zum Behuf des anatomischen Unterrichts od. einer Naturmerkwürdigkeit wegen kunstgemäß dargelegt, u. durch anatomische Präparationen so zubereitet, daß sie, ohne zu verderben, aufbewahrt werden können. Sie werden entweder trocken u. mit Quecksilber, od. Wachs ausgespritzt (wo die verschiedenen Farben oft die verschiedenen Ader- u. Lymphsysteme andeuten), für sich, od., nachdem sie mit fäulnißwidrigen Flüssigkeiten getränkt worden, getrocknet u. mit Lack überzogen, od. endlich in einem cylinderförmigen Glase, mittelst, über den Rand desselben geführter od. an einem Schwimmglas befestigter Faden aufgehängt, mit Spiritus übergossen, der Rand des Glases mit Gummischleim überzogen u. mit einer feuchten Blase verbunden, welche nach dem Trocknen ebenfalls mit Gummi od. einem zähen Firniß überstrichen, abermals mit Blase bedeckt, diese um den Rand des Glases fest mit Faden umwickelt u. dann mit Firniß überzogen. Auch kann auf den, mit seinem, weichem Glaserkitt belegten Rand des Gefäßes eine runde, an den Berührungsstellen mit Leinölfirniß bestrichene Glasplatte angedrückt u. mit Blase überbunden werden. Auch hat man Nachbildung von organischen Theilen in Holz, Elfenbein, Wachs, Gyps u. Papier Maché zur Förderung u. Erleichterung des anatomischen Studiums. Aufgestellt sind solche Sammlungen in Anatomischen Cabineten (Anatomischen Museen). Die vorzüglichsten derselben sind das Leydner (von Sandifort beschrieben), das Huntersche in London (jetzt bei der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften), das Waltersche, jetzt in Berlin, das Meckelsche in Halle, das Wiener etc. Sammlungen von anatomischen Wachspräparaten sind in der medicinisch-chirurgischen Josephsakademie zu Wien u. zu Paris. In Frankreich wurde in diesem Fach (der Anatomischen Plastik) Madame Biheron berühmt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 458.
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