Beauvais [1]

[456] Beauvais (spr. Bohwäh), 1) Bezirk im französischen Departement Oise, 367/10 QM.; 134,000[456] Ew.; 2) Hauptstadt desselben u. des Departements Oise, am Therain; Sitz der Departementsbehörden, eines Bischofs, Handelsgerichts, eines Tribunals 1. Instanz, einer literarischen u. einer Ackerbaugesellschaft; Kathedrale, Stephanskirche (mit Glasmalereien u. altrömischen Grabmälern), Rathhaus, Bibliothek; Fabriken von Tapeten, von Gobelins (königlich, 1664 gegründet), von gedruckter Leinwand; Bleichen, Strumpfstrickereien, Töpfereien (wöchentlich 20 Fuhren nach Paris); 1.4,000 Ew.; dabei zwei Eisenquellen. B. ist Geburtsort des Dominikaners Vincent (s.d.) B.– B. war eine Stadt der Bellovaker u. hieß zur Römerzeit Cäsaromagus, später Bellovacum u. im Mittelalter Belvacum. Hier wurden die Bellovacensischen Kirchenversammlungen 845 u. 1115 gehalten u. in letzterer Kaiser Heinrich V. von Neuem excommunicirt. 850 wurde B. von den Normannen verwüstet; 1010 vertauschte Eudo II., Graf von Champagne u. Vermondois, Stadt u. Gegend gegen die Grafschaft Sanceron. Seit 1225 saßen Chatelains (Burgvögte) zu B., als deren erster Wilhelm I. genannt wird. In der Mitte des 15. Jahrh. erheirathete der Kanzler Jean Leclerc die Chatelainerie u. verkaufte dieselbe an Estout v. Estoutville, Herrn von Beaumont; 1443 wurde B. von den Engländern u. 1472 von Karl dem Kühnen, Herzog von Burgund, vergebens belagert; damals zeichnete sich Jeanne Hachette (s.d.) an der Spitze der Frauen durch Tapferkeit aus u. erbeutete bei einem Ausfall eine Fahne, weshalb noch jährlich am 14. Oct. ein feierlicher Umzug gehalten wird, wo die Frauen den Vortritt haben. Der Heldin wurde 1851 in B. ein Denkmal errichtet. 3) (B. sur Malha), Dorf im Bezirk St.-Jean-d'Angely des französischen Departements Charente-insér.; 1050 Ew.; producirt Rothwein.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 456-457.
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