Constantinopolitanische Concilien

[397] Constantinopolitanische Concilien. Von 336 bis 1450 fanden in Constantinopel 53 Concilien statt, von denen die bedeutendsten sind: a) 336 u. b) 339, beide von Eusebius von Nikomedien, u. ihm anhängenden arianischen Bischöfen gehalten; auf ersterem wurde Marcellus von Ancyra abgesetzt u. excommunicirt, auf letzterem der Bischof Paulus von Constantinopel abgesetzt u. vertrieben u. Eusebius zu seinem Nachfolger ernannt; c) 360 von semiarianischen Bischöfen gegen Aëtius, der verbannt wurde; d) 381 das zweite ökumenische überhaupt, das erste hier, von Theodosius dem Gr. zusammenberufen; es erschienen 150, meist orientalische, orthodoxe, u. 36 macedonianische (pneumatomachische) Bischöfe, die aber, als ihre Lehrmeinungen verworfen wurden, ohne den Beschlüssen des Concils beizutreten, Constantinopel verließen. Nächst den Macedonianern wurden die Arianer, Eunomianer u. Eudoxianer verdammt u. die Beschlüsse der Nicänischen Concilien bestätigt; dem Bischof von Constantinopel wurde der zweite Rang nach dem römischen zuerkannt, in Streitigkeiten beider aber die Entscheidung dem Kaiser vorbehalten; e) 426 gegen die Messalianer, 448,449 u. 450 gegen die Eutychianer; f) 495 od. 496 von Eutychianern, die ihre Gegner verdammten; das Henoticon des Zeno anerkannt; g) 516, wo die Beschlüsse des Concils von Chalcedon verdammt wurden; h) 536 u. 541 (543), ersteres gegen Severus, Anthimus u.a. Häupter der Akephalen, letzteres gegen einzelne Lehren des Origenes; i) 553 das zweite ökumenische in Constantinopel (überhaupt das fünfte ökumenische) wegen des Dreicapitelstreites von 165, meist orientalischen Bischöfen, gehalten; die Anhänger der drei Capitel, Theodor von Mopsuestia, Ibas u. And., selbst der gegenwärtige Papst Vigilius, der die drei Capitel nicht unbedingt verdammen wollte, wurden excommunicirt; k) 680–081 das sechste ökumenische überhaupt u. dritte in Constantinopel, von 289 Bischöfen, unter denen drei orientalische Patriarchen u. vier Legaten des Papstes Agathon waren, im Trullanischen Palaste gehalten, gegen die Monotheleten, deren Lehrmeinungen bes. durch den Einfluß der römischen Legaten als Ketzerei verdammt wurden; l) 691 berief Kaiser Justinian II. ein allgemeines Concil (das vierte allgemeine in Constantinopel) zusammen, welche ebenfalls im Trullanischen Palaste gehalten, daher Trullanische, u. weil es zur Ergänzung des 5. u. 6. Ökumenischen Concils, die keine Kirchengesetze gegeben hatten, bestimmt war, Quinisexta (sc. Synodus) od. Quinisextum (sc. Concilium) genannt wurde. Gab strenge Verordnungen über die Sitten der Cleriker u. die kirchliche Disciplin, ist aber nur von den Griechen als ökumenisch anerkannt worden; m) 754 (fünftes allgemeines in Constantinopel), von 383 Bischöfen gehalten gegen die Bilderverehrung (s. u. Bilderstreit) u. wurde durch die Beschlüsse des zweiten allgemeinen in Nicäa 787 aufgehoben, wird daher ebenfalls im Abendlande nicht als ökumenisch gezählt. n) 815 zwei, wovon das erste, von 270 Bischöfen gehalten, für, das zweite gegen den Bilderdienst decretirte; o) 861 von Michael zusammenberufen zur Einsetzung des Patriarchen Photius, wichtig in der Geschichte des Bilderstreites, indem hier ein Decret zu Gunsten des Bilderdienstes gemacht wurde; p) 869 das sechste allgemeine in Constantinopel, aber nur von den Katholiken als achtes ökumenisches Concil anerkannt, gegen den Patriarchen Photius, welchen Kaiser u. Papst haßten; Photius wurde abgesetzt u. der verbannte Ignatius an seine Stelle zurückgerufen; außerdem wurden Gesetze über Kirchendisciplin gegeben; q) 879, von 380 Bischöfen, unter denen auch die Legaten Papst Johanns VIII., gehalten. Photius wurde zurückberufen u. als Patriarch eingesetzt, die Beschlüsse des vorigen Concils gegen ihn widerrufen u. die Stellung des Patriarchen von Constantinopel zu dem Papst genauer bestimmt. Bei den Griechen das achte ökumenische Concil; r) 1170 (nach And. 1168) von vielen orientalischen u. occidentalischen Metropoliten über die Vereinigung beider Kirchen (vergeblich) gehalten. In ähnlicher Absicht fanden 1277, 1280, 1285 bedeutende Versammlungen, aber eben so vergeblich statt; s) 1341 unter Kaiser Andronikos dem Jüngern, das neunte ökumenische Concil der Griechen, gegen Barlaams (s.d.) Meinungen, die für Ketzerei erklärt wurden; t) 1450 unter Constantin Paläologus das letzte Concil in Constantinopel, in Folge dessen der Patriarch Gregorius abgesetzt wurde u. Athanasius seine Stelle erhielt u. die Bischöfe die Anerkennung der Beschlüsse der Florentinischen Synode von 1439 verweigerten.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 397.
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