Courtray

[493] Courtray (spr. Kurträh, holl. Kortryk), 1) Arrondissement in der belgischen Provinz WFlandern; 141/2 QM.; 152,000 Ew.; 2) Hauptstadt darin, zu beiden Ufern der Lys, Friedensgerichte, Handelskammer, Handelsgericht, Börse, Rathhaus in gothischem Styl, schöne Kirchen (darunter Notre-Dame u. St. Martin), Börsengebäude, städtisches Collegium; fertigt Leinwand, Spitzen, Spitzenzwirn, Tafel- u. Baumwollenzeuge; Bleiche, Zuckerraffinerien, Seifensiederei; Handel hiermit, 2 achttägige Messen; 23,000 Ew. C. ist der Knotenpunkt der Eisenbahnen von Gent, Brügge, Lille, Tournay u. Poperinghe. In der Umgegend wächst bes. guter Flachs. – C. hieß sonst Cortoriacum u. lag in Gallia belgica. Es hatte im Mittelalter lange Zeit erbliche Castellane aus dem Hause Nevel; nach deren Aussterben wurde das Castellanenamt von einem Hooft Poincter verwaltet. Mit der Zeit wurde C. Festung, u. Philipp der Kühne baute hier eine Citadelle; am 11. Juli 1302 hier Niederlage der Franzosen unter Graf Robert II. von Artois durch die Flamländer; da die Einwohner deshalb ein jährliches Dankfest feierten u. 500 Paar Sporen zum Andenken an die Schlacht in der Kathedrale aufbewahrten, wurde C. aus Rache am 12. Sept. 1382 von den Franzosen verbrannt, aber bald von den Bewohnern wieder aufgebaut. 1646 wurde C. von den Franzosen unter dem Herzog von Orleans eingenommen, aber 1647 von den Spaniern wieder erobert; 1667 nahmen es die Franzosen abermals, behielten es nach dem Aachener Frieden u. befestigten es; 1683 demolirten sie die Werke; am 26. April 1794 ergab es sich an die Franzosen; im Febr. 1814 war C. bald von den Franzosen unter Maison, bald von den Alliirten besetzt; bei dem Versuch, Erstere zu vertreiben, fiel am 31. März 1814 ein Gefecht zwischen dem russischen General Thielmann u. den Franzosen unter Maison vor; Letztere wurden geschlagen, s. Russischdeutscher Krieg gegen Frankreich von 1812–15.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 493.
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