[844] Denkmünze (Medaille), 1) Münze, die zum Andenken an eine Begebenheit od. an eine ausgezeichnete Person geprägt, auch wohl zum Geschenk bei besonderen Gelegenheiten ausgegeben wird. D-n werden in der Regel nicht in Münzen, sondern von besonderen Stempelschneidern (Medailleurs) in eigenen Werkstätten (Medaillenmünzen) angefertigt, sind auch meist sorgfältiger geschnitten als die Geldmünzen. Nach ihrer Größe unterscheidet man Schaumünzen, Schaugroschen, Schaugulden, Schauthaler. Die D-n zerfallen in Jubel- u. Spott-münzen, Friedens-, Krönungs-, Huldigungs-, Vermählungs-, Geburts- u. Begräbniß-Medaillen. An den D-n unterscheidet man den Leib, die meist allegorische Darstellung der Veranlassung, u. die Seele, die diese erläuternde Inschrift. Unter den D-n der Alten (zu denen man in Gold u. Silber die Geldmünzen rechnet, welche die Größe der Gold- u. Silberdenare übersteigen, in Erz die über die Sestertien reichen), sind griechische, aus den Zeiten der Unabhängigkeit Griechenlands, sehr selten; römische, bes. der Kaiserzeit, häufiger; griechische, zu Ehren der Kaiser, die gewöhnlichsten. Von der Zeit Hadrians an werden sie seltener, daher sehr geschätzt. Im 3. Jahrh. ging die Kunst, D-n anzufertigen, ganz verloren u. blieb es 1000 Jahre lang. Victor Pisani (Pisanello), Maler aus St. Viglio, wird für den Wiederhersteller der Kunst, D-n zu gießen, angenommen. Victor Gambello (Victor Camelio) schnitt um 1450 zuerst wieder D-n in Stahl. Vorzügliche Meisterwerke gingen aus den Händen des Benvenuto Cellini, Giov. da Castel-Bolognese u. Aless. Cerati hervor. In Frankreich zeichnete sich Jean Varin aus Lüttich unter Ludwig XIII. als Medailleur aus. Die erste englische D. ward 1480 auf die Belagerung von Rhodus gefertigt, die erste deutsche auf Huß, doch scheint sie erst lange nach dessen Tode angefertigt zu sein. Besonders reich an D-n war Holland im 16. u. 17. Jahrh. Man schlug damals auf jede wichtige Begebenheit, auf Belagerungen, Schlachten, Geburt u. Tod von Fürster D-n, die oft Spottmünzen waren. In Frankreich u. Italien wurde die Medailleurkunst, bes. unter Napoleon, zu hoher Vollkommenheit gebracht. Andrien,[844] R. Dumarest, J. P. Droz, Dupré, Jeuffroy, Tiolier (Vater u. Sohn) lieferten treffliche D-n; A. Caunois, J. F. Domard, J. P. Montagny, E. Dubois, Dieudonné, J. J. Barré zeichneten sich in neuerer Zeit aus. Unter den neueren deutschen Medailleurs verdienen hervorgehoben zu werden Burgschmied in Nürnberg, Loos, G. Götze, K. Pfeuffer, H. Fr. Brandt in Berlin, K. F. Voigt in München, J. J. Neuß in Augsburg, A. F. König u. K. R. Krüger in Dresden, J. Lang, J. B. Harnisch, L. Pichler in Wien, F. Helfricht in Gotha, Angelica Facius in Weimar u. m. A. In England zeichnete sich als der größte Künstler dieses Faches William Wyon aus, von welchem die Medaillen zur Londoner Industrieausstellung modeliirt wurden; in Belgien Leopold Wiener, der Verfertiger der Huldigungsmedaille für den König von Belgien 1856. Man hat gegossene, getriebene, geprägte u. niellirte D. Seit dem 16. Jahrh. wurde das Prägen allgemeiner üblich, u. die Sitte, Schaumünzen um den Hals zu tragen, hatte eine starke Production von D-n zur Folge. Aus dem Verfall, welcher auch die Medailleurkunst im 18. Jahrh. betraf, hob sie sich wieder zur Zeit Napoleons, dessen Regierung jeden ihrer glänzenden Momente durch D-n zu verherrlichen bemüht war. Vgl. H. Bolzenthal, Skizzen zur Kunstgeschichte der modernen Medaillenarbeit, Berl. 1840. 2) D-n wurden seit dem Mittelalter als Belohnung für Verdienste im Rath u. Kriege gegeben; so wurden zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges die goldenen u. silbernen Schaupfennige, große D-n, meist mit dem Bildniß des Fürsten, der sie gab, an goldenen u. silbernen Ketten auf der. Brust getragen, unseren Orden ähnlich; ein Rest davon sind die Verdienstmedaillen u. Kriegs-D-n neuerer Zeit.