Victor [1]

[555] Victor, römischer Name, d.i. Sieger. I. Weltliche [555] Fürsten: A) Römischer Kaiser: 1) Flavius, Sohn des Kaisers Maximus, wurde von seinem Vater 383 n. Chr. zum Cäsar u. Augustus gewählt, blieb, da Maximus nach Italien zog, als Commandant in Gallien u. wurde bald nach dem Fall seines Vaters auf Befehl des Kaisers Theodosius 388 durch Arbogast ermordet. B) Fürsten von Anhalt-Bernburg: 2) V. Amadeus, Sohn Christians II., geb. 6. Octbr. 1634, regierte von 1656–1718, s. Anhalt S. 506. 3) V. Friedrich, Sohn Karl Friedrichs, geb. 20. Sept. 1700, folgte seinem Vater 1721 u. starb 18. Mai 1765, s. ebd. Er war vermählt mit Luise von Anhalt-Dessau (st. 1732) u. seit 1733 mit Albertine von Brandenburg (st. 1750). C) König von Italien 4) V. Emanuel, Sohn des Königs Karl Albert von Sardinien, geb. 14. März 1820, nahm 1848 u. 1849 am Kriege gegen Österreich Theil u. bestieg, nach der Resignation seines Vaters, am 23. März 1849 als V. Emanuel II. den Thron von Sardinien; unter seiner Regierung brach im Frühjahr 1859 der Österreichisch-Italienische Krieg aus, in Folge dessen die Lombardei mit Sardinien vereinigt (s.u. Lombardei S. 490 ff.) u. im Laufe der feineren Ereignisse auch Toscana, Parma, Modena, ein Theil des Kirchenstaates u. das Königreich beider Sicilien demselben annectirt wurden, worauf V. Emanuel für sich u. seine Descendenten am 17. März 1881 den Titel König von Italien annahm. Seinem Bundesgenossen in dem Kriege gegen Österreich, dem Kaiser Napoleon III., trat er nachher sein Stammland Savoyen ab. Über alles dies, sowie über seine Regierung, s.u. Sardinische Monarchie S. 909 ff. u. Neapel S. 752 f. Vgl. Rasetti u. La Varenne, Histoire de l'Italie nouvelle et du roi V. E., Par. 1861. Er war seit 12. April 1842 vermählt mit Adelheid, Tochter des Erzherzogs Rainer von Österreich, u. ist seit 20. Jan. 1855 Wittwer; seine Nachkommen s.u. Sardinische Monarchie S. 928. D) Fürsten von Savoyen u. Sardinien: 5) V. Amadeus I., Sohn Karl Emanuels I., geb. 8. März 1587, wurde am spanischen Hofe erzogen u. kehrte 1714 in sein Heimathland zurück, folgte 1630 seinem Vater u. st. 7. Oct. 1637, s. Savoyen S. 26. Er war vermählt mit Christiane, Tochter des Königs Heinrich IV. von Frankreich. Ihm folgten nach einander seine Söhne Franz Hyazinth u. Karl Emanuel II. 6) V. Amadeus II. (I. als König von Sardinien), Enkel des Vor. u. Sohn Karl Emanuels II., geb. 14. Mai 1666; trat die Regierung 1675 unter Vormundschaft seiner Mutter Johanna von Savoyen an, vermählte sich 1684 mit Anna, Tochter des Herzogs von Orleans, legte 1730 die Regierung zu Gunsten seines Sohnes Karl Emanuel III. nieder u. lebte nun zu St. Alban bei Chambery als Privatmann. Als er sich der Regierung 1731 wieder bemächtigen wollte, wurde er gefangen genommen u. nach dem Schloß Montcarlier gebracht, wo er 31. Oct. 1732 starb; s.u. Savoyen S. 26 s.u. Sardinische Monarchie S. 903. 7) V. Amadeus III. (II.), Enkel des Vor. u. Sohn von Karl Emanuel III., geb. 26. Juni 1726 in Turin, trat die Regierung 1773 an u. st. 16. Oct. 1796, s.u. Sardinische Monarchie S. 904. Er war vermählt seit 1750 mit Marie Antoinette, Tochter des Königs Philipp V. von Spanien. Ihm folgte zunächst sein ältester Sohn Karl Emanuel IV. 8) V. Emanuel I, zweiter Sohn des Bor., geb. 24. Juli 1759, führte als Prinz den Titel Herzog von Aosta, befehligte 1792–96 ein Corps in der österreichisch-sardinischen Armee, flüchtete 1799 nach Florenz u. Sardinien, kam 1802 durch die Thronentsagung seines Bruders Karl Emanuel IV. zur Regierung in Sardinien, erhielt 1814 auch Savoyen u. Piemont wieder, dankte am 13. März 1821 zu Gunsten seines Bruders Karl Felix ab u. nachdem er sich in Nizza u. Modena aufgehalten hatte, st. er 10. Jan. 1824 in Montcarlier, s. ebd. S. 904 f. Er war seit 1789 mit Therese, Tochter des Erzherzogs Ferdinand von Modena, vermählt (st. 1832). 9) V. Emanuel II., s. Victor 4).

II. Heiliger: 10) St. V., aus Massilia, diente in der römischen Armee, bis er in der Christenverfolgung unter Diocletianus u. Maximianus 303 hingerichtet wurde. Zu seiner Ehre waren die Klöster des St. V. in Marseille u. Paris gebaut. Sein Tag: 21. Juli.

III. Päpste: 11) St. V. I., ein Afrikaner, war 185 bis 197 od. 187 bis 189 römischer Bischof, forderte in dem Osterstreite von den kleinasiatischen Bischöfen den Anschluß an die abendländische Osterpraxis, u. da diese seine Forderung ablehnten, hob er die Kirchengemeinschaft mit ihnen auf; da aber dieser rasche Schritt von andern Bischöfen gemißbilligt wurde, so sah er sich genöthigt seine harte Maßregel zurückzunehmen. Unter ihm begann auch die Häresie der Monarchianer, deren Haupt, Theodotus der Gerber, von V. excommunicirt ward. Er wird auch unter die Heiligen gerechnet u. sein Tag den 28. Juli gefeiert. 12) V. II., eigentlich Gebhard, war ein Verwandter u. Rath des Kaisers Heinrich III. u. vorher Bischof von Eichstädt, wurde 1054 zum Papst gewählt u. 1055 gekrönt; er erließ bes. Bestimmungen gegen die Simonie u. die Priesterehe. Im Herbst 1056 reiste er nach Deutschland u. wurde hier vom Kaiser Heinrich III. zum Vormunde seines Sohnes Heinrich IV. u. Rathgeber der Kaiserin-Wittwe Agnes bestellt, starb aber bereits 1057 nach seiner Rückkehr nach Italien. 13) V. III., vorher Desiderius, Sohn des Fürsten Landulf V. von Benevent, geb. 1027, wurde 1056 Abt zu Monte Cassino, 1059 Cardinal u. war Freund u. Berather Gregors VII.; er wurde nach dessen Tode 1086 zum Papst gewählt u. bestieg im Frühjahr 1087 den Stuhl; er excommunicirte seinen Gegenpapst Clemens III., verbot alle Laieninvestituren u. forderte die Italiener zu einem Heerzug gegen die Sarazenen in Afrika auf, starb aber schon im Septbr. 1087; Dialogi von ihm stehen in der Bibliotheca Patrum. 14) V. (IV.), eigentlich Gregor Conti, war Cardinal u. wurde 1138 nach Anicet II. zum Papst gewählt, mußte aber nach zwei Monaten seinem Gegner Innocenz II. weichen. 15) V. IV., hieß eigentlich Octavianus, aus dem Geschlecht der Frascati, wurde 1138 Cardinal u. 1159 als Papst gegen Alexander III. vom Kaiser Friedrich I. anerkannt u. beschützt; er st. 1164 in Lucca, s. Papst S. 643.

IV. Römische Schriftsteller: 16) Aurelius V., s. Aurelius 3). 17) Julius V., römischer Grammatiker; er schr.: Ars rhetorica, herausgeg. von Orelli u. Baiter, Zür. 1833, mit den Scholiasten zu Cicero. 18) Publius V., römischer Schriftsteller unter Valentinianus u. Valens; ihm wird beigelegt die (erst im 15. Jahrh. entstandene) Schrift: De Romae regionibus, herausgeg. von Panvin in dem Commentarius de urbe Roma,[556] Vened. 1558, im 3. Theil von Grävius Thesaurus antiquitatum, im 3. Bd. der Scriptores historiae romanae lat. von Hauris, Heidelb. 1778.

V. Bischöfe u. christliche Schriftsteller: 19) V. Antiochenus, war um 400 Bischof von Antiochia u. schr. Commentare zum Evangelium Marci, im 4. Bd. der Maxima bibliotheca vet. Patrum. 20) V., Bischof von Cartenna, im 5. Jahrh.; er schr.: Adversus Arianos; De poenitentia publica; Epistola consolatoria ad Basilium u. Homilien, zum Theil verloren. 21) Claudius Marius V. (Victorinus), Redner u. Dichter, aus Massilia im 5. Jahrh.; er schr. in Versen die Geschichte von der Schöpfung bis zum Untergang Sodoms u. De perversis suae aetatis moribus, im 8. Bd. der Maxima Bibliotheca Patrum. 22) Marianus V. (Victorius, Victorinus), aus Aquitanien, lebte zu Rom im 5. Jahrh.; er schr. einen Canon paschalis, vom Jahr 28 bis 475, nach welchem man sich in der Abendländischen Kirche bei der Feier des Osterfestes richtete. Nachdem aber V. von Capua Irrthümer darin nachgewiesen hatte, so wurde er im folgenden Jahrh. verworfen u. nur die Französische Kirche behielt ihn noch bei. Vgl. Ägid Bucher, Commentarius in Victorii Aquitani et aliorum canones paschales, Antw. 1634. 23) V. Vitensis, Bischof von Vita in Afrika, unterschrieb die von Eugenius verfaßte Confession der katholischen Bischöfe, wurde deshalb von der von dem Vandalenkönig Hunerich 484 verhängten Verfolgung betroffen (s.u. Vandalen) u. wanderte nach Constantinopel aus, wo er starb; er schr. Hist. persecutionis africanae sub Genserico et Hunnerico, herausgeg. Köln 1537, von Chifflet 1665, in Ruinart Hist. persecutionis vandal., Par. 1694, Vened. 1732; vgl. Liron, Sur V. le Vite, Par. 1708. 24) V. Capuanus, Bischof von Capua, st. um 544; einer der Catenatoren; er schr.: De cyclo paschali; Scholia vet. Patrum u. eine lateinische Übersetzung der Evangelienharmonie des Ammonios, Köln 1532. 25) V. Tununensis, Bischof von Tununa, Vertheidiger der Drei Capitel (s.d.), weshalb er vom Kaiser Justinianus verfolgt u. verbannt wurde; er st. um 566; von seinem Chronicon ab orbe condito, von welchem nur noch der Theil, welcher die Jahre 444–465 enthält, übrig u. in Scaligers Thesaurus temporum u. im 1. Bd. von Canisius Lectiones antiquae gedruckt ist.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 555-557.
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