Fanār

[104] Fanār, in Constantinopel das von Griechen bewohnte Viertel, nach dem dortigen Leuchtthurm benannt, s. Constantinopel C) w). Nach ihm sind die Fanarioten benannt, meist reiche griechische Familien, die sich dort ansiedelten, nachdem Muhammed II. die Stadt erobert hatte, u. die als eine besondere Klasse u. eine Art griechischer Adel, namentlich seit dem 17. Jahrh., auf die politischen Angelegenheiten der Türkei großen Einfluß gewannen. Sie zeichneten sich im. Allgemeinen eben so durch Kenntnisse u. durch Bildung, als durch Hang zur Intrigue u. durch Eigennutz aus u. haben ihrer Nation oft eben so sehr geschadet, als genützt. Seit dem Anfang des 18. Jahrh. wählte die Pforte die Hospodare der Moldau u. Walachei aus den Fanarioten. Der erste derselben war Nikolaos Mavrokordatos, welcher (1709) Hospodar der Moldau u. (1711) der Walachei ward. Diese bevorzugten Fanariotenfamilien waren die der Mavrokordatos, Murusis, Ypsilantis, Kallimachis, Sutzos, Karadschas, Hantzertis u. Mavrogenis; in neuerer Zeit war durch Haleb Effendi's Einfluß die Wahl auf die der Murusis, Kallimachis u. Sutzos beschränkt worden, bis das ganze diesfallsige Verhältniß in Folge der Revolution von 1821 wesentlich sich änderte. Zallony, Essai sur les Fanariotes, Marseille 1824, 3. Aufl. 1830, neugriechisch Athen 1856.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 104.
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