Frankenweine

[478] Frankenweine, die in der baierischen Provinz Franken wachsenden, meist weißen Weine; die meisten haben unter allen deutschen Weinen die wenigste Säure, u. die guten Sorten stehen den besten Rheinweinen an Güte u. Blume gleich. Sind sie entwickelt, so zeigen sie eine erwärmende u. belebende Kraft, viel Annehmlichkeit, Geist u. einen eigenthümlichen, edeln Grundgeschmack. Zu den feinsten gehören: A) von den Würzburgern: a) Leistenwern, auf den Bergen um die Citadelle Würzburgs (Leiste) wachsend; b) Steinwein, auf dem Stein, einem Berge bei Würzburg zwischen Veitshöchheim u. der Stadt wachsend, nicht so lieblich von Geruch u. Geschmack, allein feuriger u. kräftiger; c) Harfenwein, auf der Harfe, einem Berge bei Würzburg, gewonnen. Alle drei führen, da ein Theil der Berge, auf denen sie wachsen, dem Spital zu Würzburg gehören, den Namen Heiliger Geistwein; d) Schalksberger, wird als seiner Wein benutzt; e) Kalmuth, von Natur süß, wächst auf einem fürstlich Löwenstein-Werthheimschen Felsen über Trieffenstein zwischen Lengfurth u. Homburg am Main nach Aschaffenburg zu u. gleicht dem Oberungarischen; f) Gresseuwein. Die sub c–f angeführten Weine sind feurig, gewürzreich u. sehr edel; g) der Pfülben von Randesacker nähert sich dem Leistenwein; h) der Schloß-Saleker wächst bei Hommelburg. B) Unter den Werthheimer Weinen ist bes. bekannt: a) Haslocher, kommt dem Rheinweine sehr gleich; b) Distelhäuser, hat wenig Kraft, wird aber, mit etwas Branntwein versetzt, stark verbraucht; c) Klingenberger, zwischen Schweinfurt u. Kitzingen am Main wachsend, ist vorzüglich berühmt; d) Remberger u. Wetterburger; e) Kaffelsteiner Wein. Da Würzburg u. Werthheim für die ersten Lagen gelten, so gehen unter dem Namen Würzburger u. Werthheimer auch die anderen F. mit, doch liefern auch andere Orte, bes. am Main, so: C) Sommerach, Rödelsee, Eibelstadt, Heldingsfest, Frickenhofen, Iphofen, Mühlbach, Mainstockheim, Marktsteft, Volkach, Bäringsfeld, Altenburg, Ochsenfurt, Ziel, Sommerhausen, Mainbernheim, Dettelbach, Eicherndorf u. die Gegend von Schweinfurt gute Weine, womit Würzburg, Kitzingen, Bamberg, Fulda, Benshausen, Frankfurt a. M. etc. in der Gegend selbst u. nach Sachsen, Westfalen, Hessen, Brandenburg, Schlesien, Polen, Preußen etc. einen starken Handel treiben. In neuerer Zeit hat der Verbrauch der F. im Ausland sehr abgenommen, weil man des häufigen Molochens (Melochens), d.h. Verschneidens des F-s mit Sprit, Rosinenbrühe, Zucker, gebranntem Zucker etc., bes. durch Juden, argwöhnisch gegen F. geworden ist. Zwar haben die Behörden durch strenge Verbote solcher Verfälschungen sehr dagegen gewirkt, indessen ist das Vertrauen des Publicums bis jetzt noch nicht wieder gekommen. In neuester Zeit fabricirt man aus F-n durch Zusatz von Zucker u. Hollunderblüthenabsud einen nachgemachten Lünel. Einen Theil der seinen F., bes. Steinwein u. Saleker, versendet man in eigenthümlich geformten Flaschen, Bocksbeuteln.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 478.
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