Halil Rifat Pascha

[873] Halil Rifat Pascha, ein geborner Cirkassier, kam 1808 als Sklave nach Constantinopel, wurde daselbst erzogen u. später nach einander Geheimschreiber des Sultan Mahmud, Oberbefehlshaber der neuen Nizamtruppen u. 1826 Schatzmeister. Im Kriege gegen Rußland befehligte er 1828 eine Division, mit der er nach einem glücklichen Gefecht bei Prawadi die Russen nöthigte, zunächst die Belagerung von Schumla aufzuheben. Nach dem Frieden im J. 1830 nach Petersburg gesandt, um eine Ermäßigung der Kriegskosten zu erlangen, wurde er bei seiner Rückkehr zunächst Kapudan Pascha u. Befehlshaber der Blockadeflotille, die im Sommer 1831 das aufständische Albanien zur See einschloß. 1833 schloß er den Frieden zwischen dem Sultan u. dem Vicekönig Mehemed Ali von Ägypten ab. 1834 vermählte er sich mit der Sultane Saliha, Schwester Abdul Medschids. Schon früher zum Chef der Artillerie ernannt, erhielt er 1837 das Portefeuille des Kriegsministeriums u. wurde Generalissimus der regulären Truppen in Rumelien. Im März 1838 wurde er aller seiner Würden entsetzt, doch schon im Mai 1839 wieder mit dem Handelsministerium betraut, bald nach dem Tode Mahmuds II. 1839 zum Kriegsminister ernannt, wo er nächst Khosrew-Pascha als Führer der russischen Partei im Divan galt. Im Mai 1840 erfolgte seine abermalige Absetzung, doch wurde er im April 1842 Mitglied u. im August d.i. Präsident im Reichsrathe, 1843 Generalinspector der Artillerie, hierauf wieder Kapudan Pascha u. war Befehlshaber der Expedition nach Tunis. 1844 ging er in der Libanon-Angelegenheit im Auftrage des Divans nach Syrien, wurde nach seiner Zurückkunft abermals aller seiner Stellen enthoben, doch im September 1845 wieder Handelsminister u. im Januar 1846 Gouverneur von Trapezunt, wo er über zwei Jahre blieb u. endlich an Mehemed Ali Paschas Stelle Mitglied des Reichsraths u. später zum dritten Male Kapudan Pascha wurde. Im April 1848 übernahm er wieder den Vorsitz im Reichsrathe, doch zu Ende des Jahres verlor er diesen Posten u. wurde Gouverneur von Aidin u. 1850 in Smyrna; er kam 1851 nach Constantinopel zurück, wurde abermals das Opfer einer Intrigue u. nach Rhodus exilirt, bis er im Juli 1852 die Einladung erhielt, zu Constantinopel an den Reichstagssitzungen Theil zu nehmen. Im Juni 1853 stand er an der Spitze einer außerordentlichen Gesandtschaft, welche nach Petersburg ging, die jedoch ohne Resultat zurückkehre, worauf er in Brussa seinen Aufenthalt nahm. Nachdem er seit Ende Mai 1854 u. seit Juni 1855 das Marineministerium[873] verwaltet hatte, wurde er in Ruhestand gesetzt u. st. den 6. März 1856.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 873-874.
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