Hänel

[958] Hänel, 1) (Handl), Jakob, genannt Gallus, geb. 1550 in Krain; war Vorsteher der bischöflichen Kapelle in Olmütz, später kaiserlicher Kapellmeisterin Wien u. st. 1591 in Prag; er componirte mehrere geistliche Musiken. 2) Friedrich, geb. 1791 in Annaberg, war erst Docent der Rechte in Leipzig, wurde dann Appellationsrath in Dresden, sowie 1835 Rath beim Oberappellationsgericht, später Geheimer Kirchenrath im Cultusministerium; 1841 trat er in das Oberappellationsgericht zurück, wurde nachher dessen Vicepräsident u. st. 2. Aug. 1858. Er schr.: Vom Schadenersatze, Lpz. 1823; De finibus inter civitatem atque ecclesiam, Dresden 1835, u. setzte Curtius Handbuch des im Königreich Sachsen gültigen Civilrechts fort. 3) Gustav Friedr., geb. 1792 in Leipzig, seit 1817 Privatdocent der Rechte daselbst, unternahm 1822 eine siebenjährige wissenschaftliche Reise durch Süd- u. Westeuropa u. England u. wurde 1835 Professor der[958] juristischen Literatur u. Quellenkunde in Leipzig; berühmt als Romanist u. Handschriftenkenner. Er schr.: Catalogi librorum manuscr., qui in bibliothecis Galliae, Helvetiae, Hispaniae, Lusitaniae, Belgii, Britanniae asservantur, Leipzig 1829; gab juristische Glossatoren heraus, als Dissensiones dominorum, ebd. 1834; Antiqua summaria codicis Theodosiani, ebd. 1834; im Bonner Corpus jur. rom. antejustinian. die Fragmente des Codex Gregorianus u. Hermogenianus, Bonn 1837, u. Cod. Theodosianus, ebd. 1842; Novellae constitutiones imp. Theodosii II., Valentiniani III., Maximi, Majoriani, Severi, Anthemii, ebd. 1844; Lex Romana Visigothorum, Lpz. 1849, u.a.m. 4) Albert Friedr., geb. 1799 in Leipzig, war Professor der Medicin daselbst u. st. 1833, er schr.: De spina ventosa, Lpz. 1823; Hodegetik der Medicin, ebd. 1831; Über das Schiefwerden, ebd. 1833; gab heraus: Huxhams Opera, ebd. 1830, u. Hartmanns Glückseligkeitslehre, 3. Ausg. ebd. 1832; u. redigirte das Summarium der Medicin. 5) Eduard, geb. 1804 in Magdeburg, Sohn des Besitzers der Hofbuchdruckerei daselbst, widmete sich dem väterlichen Geschäft, ging nach dem Tode seines Vaters 1825 nach England u. unterrichtete sich dort in der höheren Typographie, dem Kupferdruck u. dem mehrfarbigen Congrevedruck, ging dann nach Paris u. machte sich daselbst bes. mit der Schriftgießerei vertraut, dann nach Belgien, dem westlichen Deutschland u. der Schweiz. Nun übernahm er die väterliche Druckerei u. strebte seit 1828 dahin, die gemachten Erfahrungen anzuwenden u. die deutsche Typographie der französischen u. englischen näher zu bringen. 1835 wurde H. zur Anfertigung der preußischen Kassenanweisungen von dem Ministerium nach Berlin berufen u. begründete daselbst, nach Erledigung dieses Auftrages ein zweites typographisches Etablissement in noch größerem Maßstabe. Nach 1839 überließ er das Magdeburger Geschäft seinem jüngeren Bruder Albert u. führte allein das Berliner Typographische Institut fort, welches Buch-, Kupfer- u. Steindruckerei, Schrift- u. Stereotypengießerei, Graviranstalt u. Buchdruckfarbenfabrik umfaßt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 958-959.
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