[916] Injection (v. lat.), 1) Anfüllung innerer Körperräume in Leichen mit Stoffen, um sie, bei nachheriger Präparation von Körpertheilen, ihrer Form nach deutlicher wahrzunehmen, od. auch überhaupt sie sichtbar zu machen, wenn sie wegen ihrer Kleinheit nicht erkannt werden würden. Bes. ist man durch sie erst mit den seinen Verzweigungen der arteriellen, so wie mit den Lymphgefäßen gehörig bekannt worden, sie ist daher noch jetzt ein Hauptheil der anatomischen Technik, erfordert aber, wenn sie gut gelingen soll, viel Übung u. Genauigkeit im Verfahren. Für ihren Erfinder wird I. Sylvius (s. Bois 1), gehalten. Regnier de Graaf beschreibt eine von ihm erfundene Spritze dazu, Th. Bartholin verbesserte diese, I. v. Horne, nach Andern Swammerdam, wandte zuerst das Wachs zu I-en an; Ruysch u. Lieberkühn brachten diese I-en zur Vollkommenheit. Die ersten I-en von Lymphgesäßen mit Quecksilber machte wahrscheinlich A. Nuck. Als Injectionsmassen sind noch jetzt bes. das Wachs (für Arterien u. Venen) u. das Quecksilber (für Lymphgefäße), auch wohl für größere Gefäße Gyps od. Metallmassen, bes. Rosesches Metall in Gebrauch. Will man Venen zugleich mit Arterien injiciren, um sichtbar zu machen, wie venöse Zweige neben arteriellen laufen, so wählt man gewöhnlich zur Masse für die Arterien roth, zur Masse für Venen blau gefärbtes Wachs. Die Arterien des Aortensystems können in den Hauptverzweigungen ohne Aufhebung ihres Zusammenhanges injicirt werden. Man wählt hierzu gern junge, kleine, fastlose Leichen. Man durchsägt dann blos das Brustbein, um zu dem Herzen zu gelangen, schneidet die linke Herzkammer auf, bringt eine starke, etwas gekrümmte Injectionsröhre in sie u. bindet das Gefäß fest an sie an. Hierauf läßt man die Leiche mehrere Stunden lang in heißem Wasser liegen, füllt die etwas erwärmte Injectionsspritze mit der geschmolzenen, nicht zu heißen Masse an u. bringt die Spitze derselben in die obere Öffnung der Injectionsröhre. Nun wird mit einer mäßigen, aber gleichförmigen Gewalt der Kolben der Spritze durch dieselbe hindurchgeführt u. die Masse so in die Aorta mit ihren Verzweigungen übergetrieben. Nach Beendigung der I. wird die Leiche in die kalte Luft od. in kaltes Wasser gebracht, damit die Masse schnell u. ohne Absondern der Farbe erhärte. Besser gelingen jedoch die I-en, wenn nur einzelne abgelöste Glieder von einem Hauptstamme der Arterie aus, welcher denselben zugeht, injicirt werden, wobei das Verfahren in der Hauptsache dasselbe ist. Zu feineren I-en wählt man Firnißmassen. Venen können, wenigstens in mehreren Theilen, nicht von den Stämmen aus injicirt werden, weil die Venenklappen Widerstand leisten. Man sucht daher einen Venenzweig, der noch groß genug ist, um das Injectionsröhrchen aufzunehmen, auf, entleert die Venen, die man von hier aus injiciren will, so viel wie möglich von Blut u. Luft u. verfährt dann auf gleiche Weise. Auch bei I. der Lymphgefäße kann man blos von Zweigen nach den Ästen u. Stämmen zu injiciren. 2) Einbringen von Flüssigkeiten in eine tiefe Wunde, in eine Fistel, od. auch in innere Höhlungen, mittelst einer dazu eingerichteten Spritze, theils zur Heilung, theils zu Versuchen. 3) So v.w. Infusion.