[436] Kerinthos, Irrlehrer in Kleinasien, Zeitgenoß des Evangelisten Johannes, mit welchem er in einem öffentlichen Bade in Ephesus zusammengekommen sei u. denselben durch seine Anwesenheit zum Verlassen des Bades veranlaßt habe; er soll auch den Apostel Paulus wegen seines Umgangs mit Cornelius getadelt haben. Er wird von Einigen zu der judaisirend-ebionitischen, von Anderen zu der mehr gnostischen Richtung gerechnet; wahrscheinlich gehörte er dem Übergange einer jener Richtung zur anderen an. Er lehrte, die Welt sei nicht von Gott, sondern von einer demselben untergeordneten Macht geschaffen; Jesus sei nicht der Sohn einer Jungfrau, sondern des Joseph u. der Maria, mit welchem von der Taufe bis zur Gefangennehmung der Äon Christus verbunden gewesen sei, u. durch den er Wunder gethan habe; im Leiden u. Tode habe Christus Jesum wieder verlassen; nach Anderen war er auch ein Chiliast, welcher nach der Auferstehung ein sinnliches Messiasreich glaubte, dessen Sitz in Jerusalem wäre; auch hielt er das Mosaische Gesetz für Christen noch bindend. Die späteren Kerinthianer, von den Gegnern auch Merinthianer (d.i. Stricker) genannt, läugneten die Auferstehung Jesu am dritten Tage u. erwarteten dieselbe erst beim Eintritt des neuen Reiches, ließen sich beschneiden, weil die Beschneidung an Jesu vollzogen worden sei, u. hatten ein eigenes, dem Matthäischen ähnliches Evangelium (Evangelium des K., s. Apokryphen 2) b) aa) Sie verloren sich im 2. Jahrh. unter den Gnostikern. Vgl. Paulus, Historia Cerinthi, Jena 1795.