Kosciuszko [1]

[738] Kosciuszko (spr. Koschzjuschko), Tadeusz, geb. 1746 (n.And. 1753) zu Siechnowice in Lithauen, wurde im Cadettenhause zu Warschau erzogen, dann vom Fürsten Czartoryski nach Frankreich geschickt u. erhielt bei seiner Rückkehr eine Compagnie. Wegen Entführung des Fräulein Sosnowska (nachmals Fürstin Lubomirska), wo er eingeholt u. das Fräulein ihm entrissen wurde, verließ er Polen u. trat als Washington's Adjutant in nordamerikanische Dienste, zeichnete sich hier aus u. wurde 1789 General Heimgekehrt erklärte e. sich 1791 für die Constitution u. that sich im Feldzuge 1792, bes. bei Dubienka, hervor. Der Sturz der Constitution von 1791 u. die folgenden Ereignisse veranlaßten ihn aber nach Leipzig zu gehen, wo er von dem Gesetzgebenden Körper in Frankreich das französische Bürgerrecht erhielt. Nach der zweiten Theilung Polens insgeheim zurückberufen, steckte er zuerst am 24 März 1794 die Fahne der Unabhängigkeit in Krakau auf u. wurde zum Feldherrn ernannt. Er zog den Russen mit nur 4000 Mann entgegen u. schlug bei Raclawice den 4. April 1794 12.000 Mann, brachte dann sein Heer auf 9000 Mann u. richtete die Regierung in Warschau ein, zog 40,000 Preußen mit 13,000 Mann entgegen, wurde aber bei Szczekociny geschlagen u. warf sich in das verschanzte Lager vor Warschau, wo er sich gegen 50,000 Preußen hielt. Die Vereinigung Fersens mit Suwarow zu hindern, zog er den Russen mit 21,000 Mann entgegen, es kam den 10. Oct. bei Macziejowice zur Schlacht, wo den verwundeten u. in einem Sumpfe stecken gebliebenen K. eben ein Kosack niederzustoßen im Begriff war, als er von einem Russen erkannt u. gefangen wurde. Hier soll er den historisch gewordenen Ausruf: Finis Poloniae! gethan haben. Von Katharina II. eingekerkert, erhielt er erst von Paul 1796 seine Freiheit wieder. Er ging 1797 nach England, von wo er dem Kaiser Paul alle empfangenen Geschenke zurückschickte, dann nach Amerika u. 1798 in Aufträgen der nordamerikanischen Regierung nach Frankreich, wo er in der Umgegend von Paris lebte; er lehnte alle Vorschläge Napoleons, in seine Dienste zu treten u. Polen zu revoltiren, ab, ging 1815 nach Italien, ließ sich 1816 in Solothurn nieder u. st. daselbst in Folge eines Sturzes mit dem Pferde den 15. Oct. 1817 unverheirathet. Kaiser Alexander ließ seinen Leichnam 1818 im Dome zu Krakau beisetzen, wo ihm ein Denkmal errichtet wurde. Vgl. K. Falkenstein, Thaddäus K., 2. Ausg., Lpz. 1834

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 738.
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