Mercy

[146] Mercy, 1) Franz v. M., geb. in Longwy in Lothringen, trat in baierische Dienste u. stieg bald zum General; er befehligte 1640 u. 41 ein liguistisches Corps am Niederrhein, wurde bei Kempten 1642 geschlagen u. nebst Lamboi gefangen, aber bald ausgewechselt; 1643 eroberte er Rotweil u. Überlingen, war mit bei der Schlacht von Tutlingen, nahm 1644 Freiburg u. vertheidigte das dortige verschanzte Lager gegen den Herzog von Enghien 3 Tage lang u. schlug zwar den Sturm ab, zog sich aber dann zurück; 1645 besiegte er Turenne bei Mergentheim u. blieb 1646 in der zweiten Schlacht bei Nördlingen (Allenheim). 2) Florimund Claudius, Graf von M., Enkel des Vor., geb. 1666 in Lothringen, nahm österreichische Dienste, wohnte der Vertheidigung von Wien gegen die Türken bei, machte den Türkenkrieg mit, wurde bei Zenta 1697 Major, gerieth 1701 u. 1702 bei Cremona in französische Gefangenschaft, wurde aber beidemal ausgewechselt, führte ein Regiment an den Rhein, nahm 1705 als Generalmajor die Lini u. von Pfaffenhofen, befreite 1706 Landau, wurde 1709 im Elsaß bei Rummenheim geschlagen, aber dessenungeachtet Feldmarschall, 1710 commandirte er gegen die Türken, trug viel zu dem[146] Sieg bei Peterwardein bei u. nahm den Türken mehre Städte ab; 1719 wurde er Generalcommandant in Sicilien, nahm die Liparischen Inseln, gewann die Schlacht von Villafranca, eroberte Messina u. Palermo u. unterwarf dem Kaiser Sicilien; 1734 wurde er General en Chef der kaiserlichen Truppen in Italien u. blieb in demselben Jahr beim Angriff auf Croisetta; er war 1720 zum Grafen ernannt worden u. hatte 3) Anton, Graf Argenteau, einen Verwandten, adoptirt, der den Namen M. annahm u. 1767 als kaiserlicher Generalgouverneur in Esseg starb. Von diesem stammte 4) M. d'Argenteau, Graf von M.; er wurde 1789, als der Herzog Albert von Sachsen-Teschen verreist war, interimistischer Statthalter in den österreichischen Niederlanden, gab auf Befehl des Kaisers bei den dortigen Unruhen im September nach u. bewilligte die Joyeuse entrée, wurde aber 1787 abberufen. Zu Anfang der Französischen Revolution war er österreichischer Gesandter in Paris, wurde bei der Nationalversammlung angeklagt, Vorsteher eines österreichischen Comités zu sein, entfernte sich 1790 aus Paris u. begab sich nach Brabant, angeblich um mit den Seemächten zu unterhandeln, welche dem Haus Österreich durch alte Verträge die niederländischen Provinzen garantirt hatten, nach Andern, um eine Gegenrevolution in Frankreich zu erregen, u. er soll den ersten Grund zum Tractat von Pillnitz gelegt haben; M. wurde kurz darauf kaiserlicher Gesandter am englilischen Hofe u. st. 1704 in London.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 146-147.
Lizenz:
Faksimiles:
146 | 147
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika