Oginsky

[232] Oginsky, altes, lithauisches Fürstengeschlecht, dessen Streitigkeiten mit dem Hause Sapieha dem König Karl XII. von Schweden große Vortheile verschafften, aber 1702 beigelegt wurden. Merkwürdig sind: 1) Michael Kasimir, Großbelman, geb. 1731 in Warschau; lebte früher auf seinem Schlosse zu Slonim, wo er, selbst Zeichner, Maler u. Meister auf mehren Instrumenten, stets einen Kreis von Künstlern u. Gelehrten um sich versammelt hielt. 1771 stellte er sich an die Spitze einer Conföderation gegen die Russen, mußte fliehen u. verlor, obgleich er 1776 zurückkehrte, zwei Drittheile seines Vermögens. Auf seine Kosten[232] legte er den 12 Stunden langen, 1803 beendigten Oginskyschen Kanal an, welcher die Schara mit der Jasolda, einem Nebenflusse des Przipetz, also den Niemen mit dem Dnjepr u. so die Ostsee mit dem Schwarzen Meere verbindet. Er starb 1803 in Warschau u. ist Erfinder des Harfenpedals. 2) Michael Kleophas, Neffe des Vorigen, geb. 1765; war 1784 Abgeordneter beim Reichstage, wurde dann außerordentlicher Gesandter in Holland u. 1793 Großschatzmeister; er befehligte in der Erhebung von Polen unter Kosciuszko 1794 ein von ihm selbst ausgerüstetes Jägerregiment u. versuchte nach dem unglücklichen Ausgange derselben die Höfe von Paris u. Constantinopel für die polnische Sache zu gewinnen, als dieses fehlschlug, lebte er mit Erlaubniß des Kaisers Alexander bis zum Tilsiter Frieden auf seinem Gute Zalesie bei Wilna, ging darauf mit seiner Familie nach Frankreich u. Italien u. trat 1810–15 als Senator in russische Dienste, lebte jedoch seit 1815 wieder in Italien, wo er 1831 starb. Er schr.: Mém. sur la Pologne et les Polonais depuis 1788–1815, Par. 1826, 2 Bde., deutsch von Pipitz u. Fink, Bellevue 1845. Er componirte mehre Polonaisen u. soll auch die bekannte Todtenpolonaise componirt haben, darüber melancholisch geworden sein u. sich erschossen haben.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 232-233.
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