[291] St. Omer (spr. Sängt Omär), 1) Arrondissement im französischen Departement Pas de Calais; 20,5 QM. u. 104,000 Ew.; 2) Hauptstadt darin, an der Aa u. der Eisenbahn von Lille nach Calais, alte Festung; hat Kathedrale, 6 andere Kirchen, Krankenhaus, 2 Waisenhäuser, 3 Hospitäler, Börse, Handelsgericht, Bibliothek, Collegium, Tuchfabriken, Eisengießereien, Kupferhämmer, Gerbereien, Pfeifen- u. Tabaksfabriken, bedeutenden Handel u. 22,000 Ew. Von hier gehen Kanäle nach Calais u. dem Meere. In der Nähe ein Sumpf mit schwimmenden Inseln. St. O. hieß in älterer Zeit Sithieu, wo in der Mitte des 7. Jahrh. auf Rath des Bischofs zu Terouanne, St. Audomarus (St. O., daher der Name), das St. Bertinskloster gestiftet wurde. Hier 1071 Niederlage des Grafen Arnulf III. von Flandern u. des Königs Philipp von Frankreich durch Robert den Friesen. 1629 belagerten die Franzosen St. O. vergeblich, 1677 nahm es der Herzog von Orleans ein. Im Frieden von Nymwegen wurde es an Frankreich abgetreten. Hier das permanente Lager von St. O. von etwa 6000 Truppen, welches nach den Ordonnanzen vom 25. Juli 1830 schon gegen Paris zum Beistande aufgebrochen war, als die Nachricht von der Revolution die Truppen bewog, sich für die Sache des Volkes zu erklären. 3) Schloß bei Paris, früher Eigenthum der Madame Ducayla, Maitresse Ludwigs XVIII.; wurde 1856 vom Kaiser Napoleon III. angekauft u. seiner Cousine, der Prinzessin Mathilde, geschenkt.