Paleario

[568] Paleario (eigentlich Antonio della Paglia, latinisirt Aonius Palearius), geb. um 1500 in Veroli in der Compagna di Roma, studirte Philologie in Padua u. Florenz, zugleich Jurisprudenz u. Patristik, lebte mehre Jahre in Rom, seit 1527 in Perugia u. seit 1532 in Siena, wo er Vorlesungen[568] über Rhetorik hielt, aber sich auch zu den protestantischen Principien neigte u. 1545 sich an die deutschen Reformatoren mit der Aufforderung wendete, nach Trient Gelehrte zur Verhandlung mit den Päpstlichen zu senden; 1545 wurde er Lehrer der Philologie in Lucca u. 1555 in Mailand, wo er 1567 von der Inquisition eingezogen, in den Kerker geworfen u., weil er die Rechtfertigung durch den Glauben gelehrt, dagegen das Fegefeuer geleugnet habe, 3. Juli 1570 verbrannt wurde. Er schr.: De immortalitate animarum (ein philosophisches Lehrgedicht), 1536; Orationes, Lyon 1552; Actio in pontifices romanos et eorum asseclas, 1566, gedruckt Lpz. 1606; Poematia, Par. 1567; Hauptwerk (aber anonym): Trattato utilissimo del beneficio di Giesu Cristo crocifisso, verso i christiani (worin er die paulinische Lehre von der Rechtfertigung durch den Glauben u. von der Verdienstlosigkeit der Werke entwickelt), Vened. 1542, ebd. 1543, Tüb. 1565 u.ö., welches alsbald als äußerst gefährliches Buch vom Papste auf den Index gesetzt, aber ins Französische (1545, 1550), Spanische, Kroatische, Englische (1548) übersetzt wurde, welche Übersetzungen alle in den katholischen Ländern von der Inquisition vernichtet wurden; erst in neuester Zeit ward das Buch in Cambridge wieder gefunden u. das. 1855 herausgegeben, dann von Tischendorf mit deutscher Übersetzung (Von der Wohlthat des. Todes Christi), Lpz. 1855, u. in neuer französischer Übersetzung von L. Bonnet, Par. 1856. Werke (ohne die Wohlthat etc.): Lyon 1552, Basel 1566, Bremen 1619, von Grävius, Amst. 1696, von Hallbauer, Jena 1728; vgl. Gurlitt, Leben des A. P., Hamb. 1805.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 568-569.
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