[242] Polemik (v. gr.), 1) Kriegskunst; 2) die Wissenschaft des Streites, jedoch dem Sprachgebrauche zu Folge blos des gelehrten, vorzüglich 3) des theologischen Streites. Nachdem das Christenthum u. die Kirche herrschend geworden war, vertauschte dieselbe die früher geführte Vertheidigung (s. Apologetik) mit einer wirklichen Offensive. Ursprünglich war die P., welche auch Elenchtik hieß, gegen Juden u. Heiden gerichtet, bildete sich aber in der Folge immer mehr als ein Haupttheil der theologischen Wissenschaft aus. Ihre Vollendung fand sie in der Protestantischen Kirche unter den Kämpfen über die Rechtgläubigkeit; gegen das Ende des 18. Jahrh. erschienen nicht nur eine Menge polemischer Schriften u. Anleitungen zur P., sondern es wurden auch besondere Vorlesungen über diesen Gegenstand auf den Universitäten gehalten, u. die Predigten hatten oft einen rein polemischen Charakter. Vorzüglich wurde gegen die Atheisten, Naturalisten, Indifferentisten, Juden, Papisten, Calvinisten, Socinianer etc., nicht selten auf die gemeinste Weise, geeifert. Durch die unfruchtbare P. wurde bes. der Spenersche Pietismus (s.d.) hervorgerufen. Je mehr die P. ausartete, um so schneller sank ihr Ansehen; doch hat in Zeiten kirchlicher Aufregung die P. immer wieder ihre Vertreter gefunden. Als Wissenschaft sucht die christliche P. zu zeigen, wie Glaubensstreitigkeiten zu behandeln, theologische Irrthümer zu widerlegen u. wie sie nach ihrer Wichtigkeit zu beurtheilen sind. Von Manchen ist die P. als selbständige Wissenschaft bestritten, weil sie in der Dogmatik aufgehe, da dieselbe die objective kirchliche Wahrheit zum Inhalt hat u. damit dem Irrthum entgegentritt. Vgl. Christliche Polemik von K. H. Sack, Hamb. 1838.