Polygōnum

[321] Polygōnum (P. L., Knöterig), Pflanzengattung aus der Familie der Polygoneae verae, 8. Kl. 3. Ordn. L.; einfache Blüthenhülle vier- bis fünfspaltig od. theilig, oberwärts gefärbt; Staubgefäße zweireihig, in der äußeren fünf, in der inneren drei; letztere auch alle od. theilweise fehlend; an der Basis der Staubfäden oft Drüsen; Fruchtknoten dreikantig, mit drei Narben od. zusammengedrückt mit zwei Narben u. zwar oft bei einem u. demselben Exemplare; die Narben od. die Basis der Griffel mehr od. weniger zusammengewachsen. Nuß von der bleibenden Blüthenhülle umgeben. Untergattungen: A) Bistorta: P. bistorta (Natter-, Schlangenwurz), mit rosenfarbenen, wohlriechenden, in gedrängter, cylindrischer, aufrechter Ähre stehenden Blüthen, häufig auf Wiesen in gebirgigen Gegenden, auch als Zierpflanze cultivirt; officinell die fingerdicke, holzige, nach außen schwarzbraune, nach innen röthliche, zusammenziehend herbe schmeckende Wurzel (Radix bistortae), als Zusatz zu stärkenden Gurgelwassern, Zahnpulvern, auch gegen Durchfälle, als Surrogat der China angewendet; P. viviparum, mit mehrern, aus dicker, knotiger Wurzel entspringenden, einfachen Stängeln, weißen, ährenständigen Blumen, unter denen sich, so wie auch in den Blattwinkeln, rundliche, zwiebelartige, oft schon an der Mutterpflanze kleine Blättchen treibende, abgefallen zu neuen Pflanzen werdende Knöllchen befinden; in nördlichen Ländern, wo die Wurzel u. Knöllchen zu Mehl gerieben, verspeist werden, auch in Deutschland, auf Alpen, heimisch. B) Persicaria (Pfirsichkraut, Ruttich, Rötich): P. amphibium (Sommerlach), theils in Gewässern, mit lederartigen, glatten, herzlanzettförmigen, stumpfen Blättern, theils auf trockenem Lande, mit aufrechtem, ästigem, an jedem Aste eine Blüthenähre tragendem, rauhem Stängel, schmäleren, unten haarigen Blättern, fleischfarbigen Blüthenähren; die Wurzel ehedem als Radix pol. amph., die Blätter Herba persicariae acidae officinell; P. orientale, mit rothen, in lange, hängende, cylindrische Endähren gesammelten Blumen, häufig als Zierpflanze cultivirt; P. persicaria, mit rothen od. weißen Blüthen, in länglichen walzlichen, gedrungenen Ähren, rauchhaarigen, tutenförmigen Scheiden, die langgewimpert sind u. drufenlosen Blüthenstielen u. Kelchen; häufig an Wassergräben, bes. auf ausgeworfenem Teichschlamm sich erzeugend; die einen scharfen Saft enthaltenden eiförmigen, elliptischen od. lanzeitlichen Blätter (Folia persicariae) sind als Reinigungs- u. Heilmittel bei unreinen Geschwüren als Volksmittel in Gebrauch; P. hydropiper (Wasserpfeffer, Pfauenkraut, Scharf, Flöhkraut, Pfauenspiegel, Mönchskraut), mit aufrechtem, gabelförmig gegliedertem Stängel, dünnen rothen od. weißen Blüthenähren; in Wassergräben; das sehr scharf schmeckende, Blasen im Munde erregende, durchs Trocknen aber die Schärfe verlierende Kraut (Herba hydropiperis persicariae urentis) war ehedem innerlich gegen Verstopfung der Eingeweide, äußerlich zur Reinigung von Geschwüren officinell; in letzterer Art wirkt es auch beim Vieh angewendet; P. antihaemorroidale Mart., in Brasilien, wird in Bädern u. Kataplasmen gegen Gicht u. Hämorrhoidalbeschwerden gebraucht; P. hispidum Knth., ebend.; die Blätter werden von den Negern in Columbien wie Tabak geraucht. C) Avicularia Meis. (Centinodia Bauh.): P. aviculare (Vogelknöterich, Saugras, Angerkraut), mit niederliegendem, ästigem Stängel, kleinen röthlichen Blüthen, häufig an Wegen, sonst als Herba centumnodiae s. sanguinariae in den Officinen aufbewahrt u. als blutstillendes Mittel (jetzt nur noch gegen das Blutharnen des Rindviehs) in Gebrauch. D) Aconogonum Meissn.: P. alpinum, in der Schweiz; P. divaricatum (Wegtritt, Unvertritt), mit weitschweifigem, aufrechtem Stängel, weißen Blüthen; in Sibirien heimisch, in welchem Lande die, zu grobem Mehl geriebenen Wurzeln als gewöhnliches Nahrungsmittel benutzt u. deshalb die von den Bergratten eingetragenen Wintervorräthe aufgesucht werden. E) Tiniaria Meiss.: P. convolvulus (Buchwinde), mit windendem Stängel, herzpfeilförmigen Blättern, weißgrünlichen Blüthen, auf Äckern zwischen dem Getreide; P. demetorum, mit 5–8 Fuß hohem, windendem, in schlanke Zweige sich theilendem Stängel, herzspießförmigen Blättern, langen, zusammengesetzten Blüthentrauben, bleibenden, mit geflügelter Rückenschärfe versehenen Kelchen, in Hecken u. Gebüschen. F) Fagopyrum: P. fagopyrum, s. Buchweizen; P. tataricum, mit abwechselnden herzpfeilförmigen Blättern, weißen od. röthlichen Blüthen, in der Tatarei u. in Sibirien häufig wild wachsend, auch des Samens wegen, welcher wie Buchweizen benutzt wird, dort, so wie auch in Schweden angebaut; P. emarginatum, in China heimisch, bei uns selten angebaut; größer als die beiden vorigen, aber eben so benutzt; P. tinctorium (Färberknöterich), in China, in den russischen Besitzungen am Kaspischen Meere, auch bei uns angebaut, liefert einen vorzüglichen blauen Farbestoff. Es gedeiht sehr gut auf freiem Felde, verlangt jedoch einen kräftigen, etwas feuchten Boden. Man kann es entweder durch Schößlinge, od. Wurzeln, od. Samen vermehren. In den beiden ersten Fällen schneidet man die Seitenzweige ab u. steckt sie in die Erde, od. man legt die Zweige nieder u. bedeckt sie mit etwas Erde, wo sie dann aus den Knoten viele Wurzeln treiben. Will man den Färberknöterich durch Samen vermehren, so säet man denselben im März in ein Mistbeet u. pflanzt ihn im Mai aus. Das erste Abblatten geschieht Anfangs Juli, das zweite Anfangs August u. das letzte Ende October, wo die Pflanzen abgemäht u. die Blätter eingesammelt werden. Um den Farbestoff zu erhalten, übergießt man die Blätter mit kochendem Wasser, so daß sie davon bedeckt sind, u. erneuert das Wasser in 12 Stunden zwei Mal. Den erhaltenen Extract versetzt man mit Schwefelsäure, rührt gut um u. läßt das Gefäß an der Luft stehen; nach 24 Stunden gießt man die Flüssigkeit ab, erhitzt sie u. sammelt dann den ausgeschiedenen Indigo. Die Blätter des Färberknöterich geben zwei Procent Indigo, welcher besser ist, als der im Handel vorkommende. Durch ähnliche Behandlung kann man auch das dem Buchweizen[321] u.a. Arten des P. einen, dem Indig ähnlichen Farbestoff gewinnen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 321-322.
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