Rüstung

[627] Rüstung, 1) die Handlung des Rüstens; 2) alles zum Kriege nöthige Geräth; 3) das einem Soldaten od. Ritter nöthige Geräth an Waffen u. Kleidern, bes. 4) Schutzwaffe aus starkem Eisenblech, zuweilen mit Gold u. Silber ausgelegt od. ganz vergoldet, welche die Ritter des Mittelalters bei Turnieren u. im Kriege trugen, um stich-, hieb- u. schußfest zu sein. Die R. war bes. für den Kampf zu Pferde berechnet u. bedeckte den ganzen Körper, ausgenommen das Gesäß, die Hinterschenkel u. die Waden, die innern Theile des Oberarms u. der Handfläche. Der Haupttheil der R. war der Küraß (Panzer, Harnisch), welcher den ganzen Oberkörper schützte; er bestand aus dem Bruststück (Krebs), welches die Brust u. den obern Bauch deckte, u. dem Rückenstück, welches den Rücken sicherte, abgesondert davon war die Halsberge, welche Hals u. einen Theil der Brust bedeckte. Die Armschienen (Brassards, Brassals) waren einzelne Blechstücke, welche im Armgelenk mittelst des Ellnbogenstücks beweglich u. durch lockere Nieten verbunden waren; ähnlich waren die Beinschienen, welche die Panzerhosen bildeten u. wo das Knie mittelst des Kniestücks (Genouillières) beweglich war. Das Schienbein war durch eine Eisenplatte (Grève) bedeckt, der Fuß aber durch in einander schiebbare Schienen. Auch der eiserne Panzer- (Blech-)handschuh (Gantelet) bestand aus solchen. Die Hüftstücke (Tasettes, Guardareni) schützten den Bauch. Die Stücken der R. wurden einzeln mit Riemen u. Schnallen befestigt. Unter der R. trug der Ritter meist lederne Kleidung, zum Schmuck zuweilen einen kurzen Waffenrock über die R. Auch das Schild u. der Helm (s.d.) gehörten zur R. Die Ritter trugen die R. nur im Moment des Turniers u. großen Gefechts, sonst aber auf Heerzügen einen Drahtpanzer (Panzerhemd, Gaubert od. Brunie) od. einen Koller von Elendshaut. Auch die Pferde der Ritter, bes. bei Turnieren, waren mit eigenen Bruststücken, u. außerdem mit Panzerhemden (Mailles), Seitenstücken von starkem Leder u. Decken geschützt. Nach Erfindung des Schießpulvers kamen die R-en nach u. nach ab, sie gewährten nicht mehr vollständig Sicherheit gegen Kugeln, anfänglich behielten sie die Pikeniere aber auch bei diesen wurden sie abgeschafft. Jetzt sind die Kürasse der Kürassiere der einzige Überrest der R-en. Die R-en sind immer nur den Abendländern eigen gewesen, die Polen, Ungarn, Russen u. Griechen trugen keine. Gefertigt wurden die R-en von eignen Waffenschmieden, u. bes. waren die in den lombardischen Städten u. den größern süddeutschen Reichsstädten, bes. Augsburg u. Nürnberg, hierin geschickt. 5) Geräth, welches zum Vogelstellen nöthig ist; 6) Einfassung eines bewaffneten Magneten; 7) so v.w. Gerüste, bes. das Gerüste, auf welchem eine Rammmaschine im Wasser steht; 8) eine größere Armbrust, wie sie im Mittelalter zur Vertheidigung der Festungen gebraucht wurde; überhaupt 9) eine große Armbrust, bes. eine solche mit stählernem Bügel.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 627.
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