Regenschirm

[927] Regenschirm (Parapluie), tragbares, zum Zusammenfalten eingerichtetes Dach, womit man sich gegen das Naßwerden durch den Regen schützt; es besteht aus einem geraden Stab aus Holz, Fischbein od. Metall, an welchem einige Zoll von oben herab 6.–8 Stäbe von Fischbein, Rohr od. Stahl (Rippen) beweglich befestigt sind, über diese Stäbe ist ein Überzug von Leinwand, Kattun od. seidenem Zeuge gespannt. An dem Stabe kann eine Hülfe (Schieber od. Rose) auf- u. niedergeschoben werden, an dieser Hülfe sind die Gabeln od. Spreizen, d.h. Metallstäbe befestigt, welche mit dem anderen Ende an die Fischbeinstäbe so befestigt sind, daß, wenn man die Hülfe in die Höhe schiebt, der Schirm dachförmig gespannt wird. Um die Hülfe in dieser Stellung fest zu erhalten, ist eine Feder an dem Stabe, um denzugemachten Schirm aber zusammenzuhalten, eine zweite Feder im Stabe nahe am Griffe, od. ein metallener Ring od. ein Band über demselben angebracht. Weiter ist an dem einen Ende des Stabes ein Griff, an dem anderen eine Zwinge angebracht. Unter dem Namen En-tout-cas fertigt man in neuester Zeit Sonnenschirme von solcher Größe, daß sie sich auch als R-e brauchen lassen. Die Regenschirmmacher od. Regenschirmfabrikanten sind unzünftige Handwerker. Die R-e kamen wohl zuerst zur Zeit Ludwigs XIV. in Frankreich auf. Sie wurden zuerst unter dem Arme getragen, zu Anfang unsers Jahrh. wurden sie umgekehrt u. als Stock getragen. In England galt es lange für Stutzerei mit einem R. zu gehen; wenn sich Einer öffentlich mit einem R. sehen ließ, so wurde er von dem Pöbel verhöhnt u. bes. von Kutschern u. Portechaisenträgern insultirt, weil diese dadurch viel von ihrer Nahrung einbüßten. Doch da der Schotte John Macdonald, welcher sich 1778 einen seidenen R. aus Spanien mitgebracht hatte, etwa drei Monate geduldig sich dem Gelächter Preis gegeben hatte, kamen die R-e allmälig in die Mode. In Deutschland kamen sie erst nach 1730 auf.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 927.
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