Süßholz

[111] Süßholz, 1) (Radix liquiritiae), die Wurzel von Glycyrrhiza glabra u. G. echinata. Erstere (das klebrige, deutsche od. spanische S.) ist lang, fingersdick, außen mit brauner Rinde bedeckt, inwendig gelb; die Letztere (das stachlige, russische S.) kommt in kürzeren, dicken, oft gespaltenen, geschälten, blaßgelben Stücken vor. Beide sind von süßem, hintennach etwas bitterlichem Geschmack, in der Medicin als demulcirendes, Auswurf beförderndes, den Geschmack übelschmeckender Arzneien verbesserndes Mittel, zu Reglise (Süßholzpaste) u. Lakritzensaft, als Zusatz zu Holztränken, Brustthee etc., auch zu mancherlei Pulvern, zum Bestreuen der Pillen angewendet; löscht gekaut den Durst, weshalb es ein Erleichterungsmittel für Wassersüchtige ist, dient auch als Zusatz bei Bereitung der englischen Biere (des Porters). Das süße Kraut ist ein Viehfutter. Der braunschwarze, eingedickte, wässerige Aufguß des S-es (Süßholzextract, (Extractum liquiritiae) dient zum Versüßen[111] salziger Mixturen u. als Brustmittel; mit Zucker u. Honig versetzt heißt er Süßholzsyrup (Syrupus liquiritiae) u. ist ein Brustmittel. Süßholzpulver (Pulvis liquiritiae compositus), bestehend aus S., Sennesblätter, Zucker, Anis u. Schwefelblumen, wird bei Husten als ablösendes Mittel angewendet. Die Fortpflanzung des S-es erfolgt aus dem Samen od. aus der Wurzel, in letzterem Falle werden junge Wurzeln verwendet, deren jede mindestens ein Auge haben muß. Nach gehöriger Bearbeitung u. Düngung des Bodens legt man die Wurzeln im März, 11/2 Fuß von einander entfernt, in regelmäßig gezogene Reihen schräg ein. Nach vier Jahren, vor Eintritt des Winters, werden die stärksten Wurzeln herausgenommen, in Wassertrögen von der Erde gereinigt u. in spannenlange Stücke geschnitten, welche auf lustigen Böden, an Schnuren gereiht, aufgehängt werden; 2) Wildes S., so v.w. Engelsüß u. Astragalus glycyphyllus.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 111-112.
Lizenz:
Faksimiles:
111 | 112
Kategorien: