Schertel von Burtenbach

[143] Schertel von Burtenbach, eine der Lutherischen Confession folgende freiherrliche Familie in Baiern u. Württemberg, deren Stammherr ist: 1) (Schertlin) Sebastian, geb. 12. Febr. 1496 in Schorndorf im Württembergischen, studirte seit 1512 in Tübingen u. Wien Theologie, wendete sich aber dem Militärstande zu, kämpfte im kaiserlichen Heere 1518 zuerst glücklich gegen Franz von Sickingen u. wohnte seitdem bis in sein hohes Alter allen damaligen berühmten Kriegshändeln bei; als Hauptmann der kaiserlichen Truppen in Italien vertheidigte er 1525 Pavia, focht 1526 in Frundsbergs Regiment gegen Johann von Medici u. nahm 1527 unter Karl von Bourbon Rom, wo ihm auch der gefangene Papst anvertraut wurde. Hierauf Großmarschall u. Generalcapitän der Reichstruppen geworden, eroberte er in Frankreich Château Thierry u. mit Herzog Moritz von Sachsen Soissons, über welches er Gouverneur wurde 1534 wurde er vom Kaiserin den Stand der rittermäßigen Edelleute erhoben. Schon vorher war er zu den Protestanten übergetreten, hatte in seiner 1532 erworbenen Herrschaft Burtenbach die lutherische Lehre eingeführt u. wurde Mitglied des Schwäbischen Bundes. Im Schmalkaldischen Kriege hatte er stets den Landgrafen Philipp von Hessen gegen sich, weßhalb viele seiner klugen Rathschläge nicht ausgeführt wurden; auch war er in die gegen die Bundeshäupter erlassene Achtserklärung eingeschlossen u. von der Amnestie des Passauer Vertrages ausgeschlossen. Er trat daher 1548 in die Dienste Frankreichs u. wirkte auch hier für die Sache der Protestanten, indem er den Tractat auf dem Schlosse zu Chambord (2. Febr. 1552) zwischen König Heinrich II. von Frankreich u. dem Kurfürsten Moritz von Sachsen vermittelte. Nach seiner Begnadigung durch Karl V. u. Ferdinand J. 1553 kehrte er auf sein Gut Burtenbach zurück u. st. daselbst 15. Mai 1577; er war seit 1518 mit Barbara geb. von Stenda (st. 1569) vermählt. Vgl. Leben des Ritters Sebastian von Burtenbach, Lpz. 1777 u. Nürnb. 1782; Herberger, Sebastian S. von Burtenbach, Augsb. 1852: Schönhuth, Leben u. Thaten Sebastian S-s, Münst. 1858. Die Familie, welche durch den Besitz von Burtenbach schon 1532 in den Verband der reichsfreien Schwäbischen Ritterschaft im Canton Donau gekommen war u. durch später erworbene Besitzungen den Rittercantonen Kocher u. Neckarschwarzwald einverleibt wurde, ist in Baiern u. Württemberg bei der Freiherrnklasse immatriculirt u. hat zum jetzigen Chef: 2) Freiherrn Wilhelm, einen Nachkommen des Vorigen im 7. Gliede, geb. 1833.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 143.
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