Sierstorpff

[70] Sierstorpff (Francken-S.), eine katholische, aus dem Kurfürstenthum Köln stammende Grafenfamilie, welche daselbst die erbliche Würde des Thürhüters bekleidete u. 1738 in den Freiherrnstand erhoben wurde; von den beiden blühenden Linien erhielt die ältere 1786, die jüngere 1840 den Grafenstand. A) Ältere Linie, welche in Preußisch-Schlesien angesessen ist, dermaliger Chef: 1) Graf Fedor, Sohn des 1840 verstorbenen Grafen Friedrich Wilhelm, geb. 29. Juli 1816, Director der Neisse-Grottkauer Fürstenthumslandschaft u. preußischer Rittmeister; vermählt mit Clara geborne Gräfin Henckel von Donnersmarck. B) Jüngere Linie, in Westfalen mit dem Fideicommiß Driburg (welchen Kurort die Familie 1782 gründete) begütert. Zu ihr gehört: 2) Freiherr Kaspar Heinrich, geb. 1750 in Hildesheim, lebte nach vollendeten Studien am kurmainzischen Hofe in Regensburg, machte viele Reisen u. begann[70] nach seiner Rückkehr 1781 die Anlagen bei dem Bade Driburg u. wohnte seit 1780 als Kammerherr u. Oberjägermeister in Braunschweig. Er ist bes. bekannt durch seinen Zwist mit dem Herzog Karl von Braunschweig, welcher ihm ohne allen Grund seine Stelle nahm u. ihn zum Oberhofmeister herabsetzte u., als S. dies nicht annahm, ihn des Landes verweisen wollte; bei dem hieraus entspringenden Prozeß gab das Appellationsgericht in Wolfenbüttel ein Urtheil gegen den Herzog ab, welcher dies Urtheil 9. Jan. 1830 öffentlich zerriß u. die Richter suspendirte. So wurde S. mit Veranlassung zu dem allgemeinen Unwillen der Braunschweiger gegen Herzog Karl, der diesen 1830 sein Herzogthum kostete. Er st. 1842 u. schr.: Bemerkungen auf einer Reise (1802) durch die Niederlande nach Paris etc. Der Älteste dieser Linie ist dermalen: 3) Bruno, ältester Sohn des 1855 verstorbenen Grafen Ernst, geb. 25. Juli 1845.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 70-71.
Lizenz:
Faksimiles:
70 | 71
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Pierer-1857: Francken-Sierstorpff