Staal

[614] Staal, 1) Marguerite Jeanne Cordier, Baronin von S., geb. 1693 in Paris, wurde von ihrem Vater, dem Maler de Launay, in Paris zurückgelassen u. lebte in großer Dürftigkeit; sie wurde nachher Kammerfrau der Herzogin von Maine in Sceaux, entwickelte bei einer Mystisicirung des Hofes u. der Stadt durch eine junge, angeblich Besessene Geist u. Witz in einem Briefe an Fontanelle; theilte, als die Herzogin in Ungnade fiel, deren zweijährige Gefangenschaft in der Bastille, verheirathete sich mit einem Gardecapitän der Schweizer, Baron von S., u. st. 15. Juni 1750. Sie schr.: Mémoires, Par. 1751, 3 Bde.; Lustspiele; Briefe, Par. 1806 herausgegeben; Oeuvres complètes, Par. 1821, 2 Bde. 2) Karl Gustawowitsch von S., geb. 30. Aug. (11. Sept. u. S.) 1777 in Reval, trat in früher Jugend in russische Kriegsdienste, focht unter Suworow in Italien u. in der Schweiz u. nahm an den Feldzügen von 1805 u. 1807 u. 1812–1814 Theil. Nach dem Frieden nahm er als Generalmajor seinen Abschied u. lebte auf seinem Gute bei Krementschug in Kleinrußland, wo er große Strecken wüsten Landes cultivirte u. zur Verbesserung des Ackerbaues in allen seinen Zweigen beitrug. Durch den Verlust seines Vermögens gezwungen wieder in Staatsdienste zu treten, war er abwechselnd Generaladjutant des Großfürsten Constantin u. Gouverneur im Süden Rußlands. 1830 unterdrückte er die in Folge der Cholera in Moskau ausgebrochenen Unruhen u. wendete weise Maßregeln gegen die in Südrußland grassirende Pest an. Bald darauf wurde er Generallieutenant, Commandant von Moskau u. Chef des allgemeinen Kriegshospitals, verwaltete 1839 interimistisch das Gouvernement Moskau, wurde 1840 in den Senat berufen u. 1844 zum General der Cavallerie ernannt. Er st. 18. Febr. (2. März) 1853 in Moskau. Durch seine administrative Wirksamkeit hat sich S. die größten Verdienste erworben.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 614.
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