Stargard [1]

[694] Stargard, 1) Kreisstadt des Kreises Saazig im Regierungsbezirk Stettin (preußische Provinz Pommern), vormalige Hauptstadt Hinterpommerns, an der schiffbaren Ihna; von Anlagen u. ehemaligen Wällen umgeben; Knotenpunkt der Eisenbahnen nach Köslin, Stettin u. Kreutz; Sitz des Landrathamtes u. Kreisgerichts, Superintendentur, Hauptsteueramt, Postamt, Telegraphenstation, 4 Kirchen (darunter die Marienkirche aus dem 14. Jahrh.), Rathhaus aus dem 16. Jahrh., Gymnasium, Lehranstalt für Feldmesser, Provinzialobstbaumschule, Leinen-, Tuch- u. Wollenzeugweberei, Strumpfwirkerei, Watten- u. Tabakfabriken, Gerbereien; dabei Torfgräbereien, Leinwand-, Wollen- u. Viehmärkte; Freimaurerloge: Julius zur Eintracht; 14,500 Ew. Von der vormaligen Befestigung steht nur noch der 1513 erbaute Jakobsthurm. – S. war früher ein Flecken, wurde 1120 von den Polen zerstört, 1129 erweitert u. 1295 Stadt, trat auch nachher zur Hansa. Durch die Verlegung der Residenz nach Stettin verlor S. sehr u. wurde 1643 von den Schweden u. nachher von den Kaiserlichen, 1657 von den Polen eingenommen; 26. Febr. 1807 machte Schill einen Angriff auf S. 2) Kreis des Regierungsbezirks Danzig in der preußischen Provinz Preußen, 25,5 QM., 58,000 Ew.; ist nur zum Theil fruchtbar, hat den großen Borczichowschen Forst, außerdem Torf u. Fische als Producte. 3) (Stargardt), Kreisstadt darin, an der Ferse; ist mit Mauern u. Thürmen umgeben; Sitz des Landraths, der Kreisbehörden, Superintendent, Hauptsteuer-, Postamt, 4 Kirchen, Feldmesserschule, Woll- u. Leinweberei, Fabrikation von Watte, Tabak, Seife, Hüten, Gerberei, Bierbrauerei, Torfgräberei, lebhafter Handel; 15,500 Ew. Ursprünglich war S. eine Burg, welche den Herzögen von Pomerellen gehörte; Herzog Lubislaw schenkte sie 1198 den Johannitern; 1339 wurde die Stadt gegründet, welche dann lange der Sitz der Landstände von Pomerellen war; 1461 wurde sie von dem Deutschen Orden, dann zweimal von den Polen u. 1655 von den Schweden erobert. 4) (Herrschaft S. od. Herzogthum Strelitz), der östlich gelegene Theil des Großherzogthums Mecklenburg-Strelitz (sd.), 42,72 QM. mit 83,300 Ew.; 5) Amt darin; 6) (S. unter der Linde), Stadt darin, Bergschloß (ehemalige Residenz der Herren von Stargard), Tuch- u. Leinweberei, Färbereien; 1800 Ew.; Ein. halten S. für das. alte Rethra.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 694.
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