[209] Takt, 1) das Tastungsvermögen, Gefühl; 2) das sinnlich wahrnehmbare Gleichmaß der Zeit m der Aufeinanderfolge von Tönen od. Bewegungen, welche durch längere od. kürzere, regelmäßig wiederkehrende Abschnitte in der sinnlichen Wahrnehmung als eine sich wiederholende Einheit in der Mannigfaltigkeit hervortritt u., indem durch die vorwaltende Ordnung ein klares Bewußtwerden des empfangenen Eindrucks befördert wirb, das Gefühl angenehm berührt. 3) Die gleichmäßige, in der ganzen Natur liegende, sich in der Poesie als Rhythmus äußernde, die Reize der Tonkunst erhöhende u. deshalb von ihr nothwendig unzertrennliche Bewegung, welche nach Umständen zergliedert wird. Diese Bewegung zerfällt in zwei Hauptarten, nämlich in die der Ruhe, aus zwei gleichen Schlägen bestehend, u. in die der Leidenschaft, aus einem langen u. einem kurzen Schlage bestehend. Erstere Art zeigt man in der Notenschrift durch C an u. nennt denselben 2/3 u. 4/4 T.; die zweite aber wird durch 3/2, 3/4 u. 3/8 T. angezeigt u. genannt. Diese angegebenen Zeiten werden aber oft in kürzere Noten zergliedert u. zerlegt, u. es kann daher z.B. der 2/2 T. in 4/4, 8/8, 16/16 theile etc. u. der 3/2 T. in 6/4, 12/8 zerlegt werden, od. die Zergliederung kann auch aus ungleichartigen Noten bestehen. Erstere nennt man geraden, letztere ungeraden (Tripel-) T. Ist in der Notenschrift die vorgeschriebene Bewegung durch längere od. kürzere Noten erfüllt, so wird dahinter ein Strich gestellt, z.B.:
u. man nennt eine solche Abtheilung einen T., den Strich selbst aber einen Taktstrich. Man thut dies, um dem Spieler die Übersicht zu erleichtern u. ihn in den Stand zu setzen den sogenannten Taktaccent zu beobachten; dieser Taktaccent ist das bei jedem Menschen mehr od. weniger vorhandene Gefühl einzelne Theile eines T-s mehr zu betonen als die andern. Diese durch das natürliche Gefühl mehr betonten Takttheile werden Thesis (Niederschlag, gute Taktzeit, ital. Nota buona), die weniger betonten aber Arsis (Aufschlag, schlechte od. schlimme Taktzeit, ital. Nota cattiva) genannt. Der gute Takttheil hat seinen Sitz immer auf der Anfangsnote jedes T-s, u. die darauf folgenden Noten kommen auf die schlechte Taktzeit. Der Tonsetzer indessen kann nach seinem Zwecke auch Noten von schlechter Taktzeit mehr als die, welche auf guter Taktzeit stehen, betonen. Auch nimmt man an, daß in einem T., welcher aus gleichen Gliedern besteht, im geraden T. das dritte, im Tripeltakt das zweite Glied mehr betont werden, als das zweite u. vierte u. dritte. Aus dieser mehrern od. weniger« Betonung entstehen auch die Nebengattungen der schon oben angezeigten Taktarten. So entsteht aus dem 4/4 T., wenn das dritte Viertel eben so wie das erste betont wird, der 3/4 T. etc. Eine eigene Gattung des T-s wird erzeugt, wenn man einzelne Taktglieder in Triolen zerlegt, deren jede Anfangsnote, der Natur der Triole zufolge, frisch betont werden muß. So entsteht aus dem [209] 2/4 T., wenn dessen Viertel in Triolen zerlegt werden, der 6/8 T., aus dem 4/4 T. der 12/8 T., aus. dem 3/4 T. der 9/8 T. etc. Auch zieht man, um die Übersicht zu erleichtern, mehre kleine Taktabtheilungen in einen größern zusammen. Endlich hat man auch versucht andere Taktarten, als die gewöhnlichen aus der Progression der Zahlen 2 u. 3 gebildeten, einzuführen, z.B. 5/4, 5/8, 7/4 T., bes. 3/4 u. 2/4 T. mit einander verbunden. Die Fertigkeit die einzelnen Taktglieder eines T-s, mögen sie aus noch so verschiedenartigen langen od. kurzen Noten bestehen, so abzutheilen, daß jede von ihnen die Dauer erhält, welche ihr zukommt, u. dadurch die angenommene Länge eines T-s entweder verlängert, od. verkürzt wird, heißt Takteintheilung, u. der, welcher diese Fertigkeit besitzt, taktfest. Die Bewegung des Anführers eines Orchesters, wenn derselbe mit der Hand od. einem Stabe (Taktstock) den Grad der Geschwindigkeit des Tonstücks, durch den Niederschlag u. so viel Bewegungen zeigt, aus wie vielen Taktgliedern der vorgeschriebene T. besteht, heißt Taktschlagen (Taktgeben). Gewöhnlich geschehen die Bewegungen außer dem Niederschlag, immer eine höher als die andere, od. fallen aus die rechte od. linke Seite des Anführenden, so daß z.B. im 4/4 T. die höchste Bewegung das vierte Viertel anzeigt. Bei den alten Griechen wurde Anfangs der T., um bei ihren Chören die Sänger in Ordnung zu erhalten, mit dem Fuß geschlagen, später von dem Choranführer, bei Musikaufführungen von den Kithariden u. Flötenspieler Mit dem Finger geschlagen. Erst im 11. Jahrh. findet sich eine Bedeutung des T-s, welche durch Fralo von Köln, Jean de Meurs u. Orlando fortgebildet wurde. Der Taktstriche bediente man sich erst im 16. Jahrhundert. 4) (Feingefühl, Feinheit u. Sicherheit des Benehmens im Umgang), die Eigenschaft eines gebildeten Menschen gleichsam instinctmäßig das Schickliche zu erkennen u. demgemäß zu handeln, ohne durch Reflexion vorher geleitet zu werden.